A$AP Rocky
AP/Invision/Richard Shotwell
USA schicken Geiselexperten

Nächstes Manöver in ASAP-Rocky-Prozess

Der US-Rapper ASAP Rocky muss sich seit Dienstag wegen Körperverletzung vor einem Gericht in Schweden verantworten. In der Causa gibt es, angetrieben von US-Präsident Donald Trump, seit Tagen ein politisches Gerangel zwischen den USA und Schweden. Dieses wurde am Mittwoch um eine Facette reicher: Das Weiße Haus hat einen ranghohen Experten für Geiselnahmen zu dem Prozess entsandt.

Der Jurist Robert O’Brien reise auf Verlangen des Weißen Hauses, sagte am Dienstagabend (Ortszeit) eine Sprecherin des Außenministeriums. Die schwedische Nachrichtenagentur TT hatte zuvor berichtet, O’Brien habe dem Auftakt der Gerichtsverhandlung in Stockholm beigewohnt.

Die Sprecherin des Ministeriums nannte keine Einzelheiten zu O’Briens Mission. Sie sagte aber, die Unterstützung im Ausland festgenommener US-Bürger sei „eine der wichtigsten Aufgaben des Außenministeriums und der US-Botschaften im Ausland“. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, kommentierte O’Briens Einsatz auf Twitter mit den Worten: „Der Druck steigt.“

Trump fordert Freilassung

Der Fall hat international große Aufmerksamkeit erregt, weil sich Trump mehrfach für den bekannten Rapper eingesetzt hat. Diesem wird vorgeworfen, einen 19-Jährigen verprügelt zu haben. In einem Telefonat mit Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven etwa forderte Trump die Freilassung des 30-Jährigen, der mit bürgerlichem Namen Rakim Mayers heißt. Trump bot auch an, sich für den Rapper mit einer „Kaution oder Alternative“ zu verbürgen. Allerdings gibt es im schwedischen Rechtssystem keine Kaution.

Gerichtszeichung zeigt A$AP Rocky
AP/TT/Anna Harvard
Dem 30-Jährigen wird Körperverletzung vorgeworfen

Die schwedische Regierung hatte das abgelehnt und auf die Unabhängigkeit der Justiz verwiesen. „In Schweden sind alle vor dem Gesetz gleich“, sagte eine Regierungssprecherin. Trump feuerte unmittelbar zurück: Die USA würden „so viel“ für Schweden tun – andersherum sei das aber offenbar nicht der Fall, schrieb Trump am Donnerstag auf Twitter. „Schweden hat unsere afroamerikanische Gemeinschaft im Stich gelassen.“

Beobachter orten Manöver

Trumps Einsatz für den Rapper wurde in US-Medien als Manöver gewertet, mit dem er seine Beliebtheit bei schwarzen Wählerinnen und Wählern erhöhen will. Der Präsident ist in der afroamerikanischen Gemeinschaft unbeliebt, was seine Wiederwahl 2020 erschweren könnte. Gleichzeitig wird Trump Rassismus vorgeworfen.

Zuletzt attackierte er auch mehrfach afroamerikanische Politiker, Politikerinnen und Geistliche und nannte den mehrheitlich von Schwarzen bewohnten Wahlkreis Baltimore ein „von Ratten und Nagetieren befallenes Drecksloch“. Wohl als Gegensignal traf er am Dienstag rund 20 konservative schwarze Pastoren sowie die Bürgerrechtsaktivistin Alveda King, Nichte von Martin Luther King – mehr dazu in religion.ORF.at.

Rapper plädiert auf Notwehr

Dem Rapper und zwei Begleitern wird vorgeworfen, dass sie Ende Juni in der schwedischen Hauptstadt einen 19-Jährigen zusammengeschlagen haben. Zu Beginn der Verhandlung sagte der Anwalt des Rappers, Slobodan Jovicic, sein Mandant bestreite jede Strafschuld. „Er gibt zu, dass er den Kläger zu Boden geworfen hat, auf seinen Arm getreten ist und seine Schulter geschlagen oder geschupft hat“, sagte der Verteidiger dem Liveblog des Schwedischen Fernsehens (SVT) zufolge. Dabei habe es sich um Notwehr gehandelt.

Robert C. O’Brien
AP/TT/Erik Simander
Geiselnahmeexperte O’Brian im Gerichtssaal

Der Staatsanwalt war anderer Auffassung und verwies auf fünf verschiedene Videos von dem Vorfall, die seiner Meinung nach beweisen, dass das Opfer von den drei Männern bewusst zusammengeschlagen wurde. Darauf ist zu sehen, wie die drei Männer von dem späteren Opfer und dessen Freund offenbar verfolgt wurden. Es kam zum Handgemenge, in dessen Verlauf der 19-Jährige mehrere Meter geschleudert und am Ende geschlagen und getreten wurde. Das Handyvideo, das der Musiker selbst veröffentlicht hatte, sei gekürzt worden, so der Staatsanwalt.

Opfer erlitt Schnittwunden und Brüche

Ein zentraler Punkt in der Verhandlung ist die Frage, ob bei dem Vorfall eine Flasche als Waffe verwendet wurde. Am Ort des Geschehens wurden Glassplitter und Blutspuren gefunden. Das Opfer erlitt einem Arztbericht zufolge Schnittwunden und vermutlich gebrochene Rippen.

Der Anwalt von ASAP Rocky erklärte die Schnittwunden des Opfers damit, dass der Musiker Glassplitter unter den Schuhen hatte, die bei den Tritten das Opfer verletzt haben könnten. Jovicic meinte, die Videos zeigten, dass sich der Rapper aus der Auseinandersetzung zurückgezogen habe und später an den Schlägen und Tritten nicht mehr beteiligt gewesen sei. Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt.