Herman Melville: Schöpfer von „Moby-Dick“ wäre 200

Mit „Moby-Dick“ hat Herman Melville einen Klassiker der Weltliteratur geschaffen. Reich wurde er damit zu Lebzeiten allerdings nicht: In den 40 Jahren nach seinem Erscheinen brachte der 1851 erschienene Roman Melville nicht einmal 600 Dollar ein.

Geboren wurde Melville am 1. August 1819 in New York. Sein Vater war ein schottischstämmiger Geschäftsmann, seine Mutter eine Niederländerin aus einer wohlhabenden Familie. Als das Unternehmen seines Vaters in Konkurs ging, musste Melville die Schule abbrechen und helfen, die Familie finanziell über Wasser zu halten.

Matrose und Deserteur

Er jobbte in einer Bank, half im Pelzgeschäft seines Bruder aus und heuerte schließlich als Matrose an. Im Jahr 1841 begann er seine Arbeit auf einem Walfänger. Drei Jahre später kehrte Melville nach Hause zurück.

Herman Melville
picturedesk.com/Everett Collection/Library of Congress

Zwischenzeitlich hatte er seinen Dienst quittiert und auf der Flucht vor seinem Kapitän bei einem lokalen Volk auf der Insel Nuku Hiva in der Südsee gelebt. Seine Erlebnisse verarbeitete er in „Taipi“, seinem 1846 geschriebenen ersten Roman. Die Erfahrungen als Seemann ließen ihn nicht los; sie dienten Melville als Inspiration für seine weiteren Romane „Omoo“ (1847), „Mardi“ (1849), „Redburn“ (1849) und „Weißjacke oder Die Welt auf einem Kriegsschiff“ (1850).

Fanatische Jagd

Im Jahr 1851 schließlich erschien „Moby-Dick“. Auf 900 Seiten erzählt Melville darin die Geschichte des Kapitäns Ahab, der Jagd auf den weißen Pottwal Moby Dick macht, der ihm einst das Bein abriss. Durch die Handlung führt der Matrose Ismael. Dem fanatischen Ahab stellt Melville den erfahrenen Steuermann Starbuck gegenüber, der ob seiner kühlen und rationalen Denkweise immer wieder mit dem Kapitän in Konflikt gerät.

Das Buch mit seinen 135 Kapiteln wurde von der US-amerikanischen Kritik verrissen und geriet in Vergessenheit. Erst nach Melvilles Tod 1891 sollte es wiederentdeckt werden. Ab den 1920er Jahren schließlich stieg es zum Klassiker auf.

Tragische Familiengeschichte

Nach dem Flop mit „Moby-Dick“ veröffentlichte Melville noch drei weitere Romane sowie Gedichtbände. Um finanziell über die Runden zu kommen, nahm er 1866 eine Stelle als Zollinspektor an, in der er bis zu seiner Pensionierung bleiben sollte.

Melvilles Familienleben war geprägt von Schicksalsschlägen. Mit seiner Ehefrau Elizabeth Shaw (die beiden hatten 1847 geheiratet) hatte er zwei Söhne und zwei Töchter. Beide Söhne nahmen sich das Leben. Melville selbst starb 1891 im Alter von 72 Jahren. Sein berühmter Roman von Ahab und dem weißen Wal fasziniert bis heute.

Herman Melville: „Die große Kunst, die Wahrheit zu sagen – Von Walen, Dichtern und anderen Herrlichkeiten“. Die Sammlung mit essayistischen und lyrischen Arbeiten enthält zum Teil erstmals ins Deutsche übertrage Texte.