Morde in Rumänien: Weitere Ministerin entlassen

In der Affäre um zwei mutmaßlich getötete junge Frauen, die derzeit Rumänien erschüttert, gibt es eine weitere Konsequenz auf Ministerebene. Gestern wurde Erziehungsministerin Ecaterina Andronescu nach nur acht Monaten Amtszeit von Ministerpräsidentin Viorica Dancila entlassen. Die Regierungschefin warf Andronescu vor, öffentlich die Eltern der Opfer für den Fall verantwortlich gemacht zu haben.

Eine 15-jährige Schülerin und eine 18-Jährige wurden sehr wahrscheinlich getötet, nachdem sie per Anhalter in der Region um die südrumänische Stadt Caracal unterwegs waren. Andronescu hatte in einem Fernsehinterview gesagt, sie habe als Kind von ihren Eltern gelernt, zu keinem Unbekannten ins Auto zu steigen. Wenn die Eltern diese Warnung nicht aussprächen, müsse die Schule das tun.

Innenminister nach nur sechs Tagen zurückgetreten

Die Causa kostete auch Innenminister Nicolae Moga sein Amt. Er war am Dienstag nach nur sechs Tagen im Dienst zurückgetreten. Moga reagierte damit auf schwere Vorwürfe gegen die Polizei in Zusammenhang mit den Ermittlungen. Die Polizisten hätten auf drei Notrufe der 15-Jährigen und auf Zeugenaussagen unzureichend reagiert. Das Thema könnte nach Meinung von Beobachtern angesichts der Präsidentenwahl im November weitere politische Folgen haben.

Die Notrufe des Mädchens hatten die Polizei zu einem 65-Jährigen geführt. Sie griff aber erst ein, als das Mädchen vermutlich schon tot war. Der Tatverdächtige war anschließend festgenommen worden und hatte nach Angaben seines Rechtsanwalts erklärt, die 15-Jährige und die 18-Jährige getötet zu haben, weil sie sich geweigert hätten, mit ihm Sex zu haben. Er wird auch mit einem dritten Mord aus dem Jahr 2017 in Verbindung gebracht.

Auf dem Grundstück des Verdächtigen wurden Beweismittel und menschliche Überreste gefunden, die den beiden mutmaßlichen Opfern aber noch nicht zugeordnete werden konnten. Laut den rumänischen Behörden sollen die Knochen aber einem Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren gehören. Ob es sich um die Schülerin oder um ein anderes Mädchen handelt, konnte noch nicht festgestellt werden. Das Ergebnis eiens DNA-Tests wird für kommende Woche erwartet.

Der Vater der 15-Jährigen soll unterdessen laut rumänischen Medien den Verdacht geäußert haben, dass seine Tochter nicht tot sei, sondern sich in den Händen von Menschenhändlern befinde. In Medien wird auch über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Lokalpolizisten und Frauenhändlern spekuliert.