Belgien: Brücke aus Mittelalter wird abgetragen

In der belgischen Stadt Tournai hat gestern nach jahrelangem Streit der Abriss der mittelalterlichen Brücke Pont de Trous („Brücke der Löcher“) über dem Fluss Schelde begonnen. Die Brücke soll abgetragen und wieder neu aufgebaut werden, damit ein Milliardenprojekt zur Verbindung von Schelde und Seine realisiert werden kann und größere Schiffe den Fluss befahren können. Auch die Schelde selbst soll verbreitert werden.

Jahrelange Debatte

In der Stadt hatte es jahrelang eine Debatte über die Zukunft der Brücke gegeben. Die Stadtregierung will mit der Erweiterung die wirtschaftliche Entwicklung Tournais ankurbeln, Kritikerinnen und Kritiker wollten hingegen das architektonische Erbe bewahren. Zu Beginn des Jahres wurde die Neukonstruktion beschlossen, obwohl der UNESCO-Status damit gefährdet wird.

Mittelalter-Brücke in Belgien
Jean-Pol Grandmont

Die Brücke stammt ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert, musste aber nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise rekonstruiert werden. Schon damals wurden die Bögen zugunsten der Schifffahrt erweitert. Trotzdem gilt das Bauwerk mit den beiden mittelalterlichen Türmen als einer der wichtigsten Überreste der mittelalterlichen Militärarchitektur Belgiens.

Abriss unter Celloklängen

Heute rückten schließlich Bagger an, mit denen die ersten Steine abgetragen wurden. Diese sollen gelagert und für den Wiederaufbau verwendet werden. Allerdings verschwanden laut belgischen Medienberichten heute bereits einige Steine im Fluss. Die belgische Energieministerin Marie-Christine Marghem kritisierte zudem auf Facebook, sie habe keine Steine mit Nummerierung gesehen. Zahlreiche Menschen beobachteten den Abriss, eine Frau untermalte die Szene mit melancholischer Cellomusik.

Laut den Plänen sollen die Brückenbögen ab 2020 wieder aufgebaut werden. Das Erscheinungsbild soll dabei erhalten werden. Eine moderne Rekonstruktion, die als „McDonald’s-Bogen“ kritisiert wurde, konnten Kritiker und Kritikerinnen abwehren.