Ein Rotkreuz-Mitarbeiter untersucht ein Kleinkind
AP/Bullit Marquez
622 Tote

Philippinen rufen Dengue-Notstand aus

Nach dem Tod von bisher 622 Menschen in diesem Jahr durch das Dengue-Fieber haben die Philippinen am Dienstag den Notstand ausgerufen. Besonders stark betroffen ist die Hauptstadtregion um Manila, wo viele Menschen in Slums leben. Die Behörden führen den Anstieg auch auf einen besonders aggressiven Virentyp zurück.

Insgesamt wurden auf den Philippinen seit Anfang des Jahres mehr als 146.000 Dengue-Fälle registriert – ein Anstieg von 98 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mit der Erklärung von Dengue zu einer landesweiten Epidemie soll es den Behörden nun leichter gemacht werden, die Krankheit zu bekämpfen. Bereits im Juli hatten die Philippinen davor gewarnt, dass sich die Lage verschlimmern dürfte.

Die meisten Fälle, aktuell 23.000, gebe es in der Region Western Visayas im Zentrum der Inselgruppe, sagte Gesundheitsminister Francisco Duque zur BBC. Auch Calabarzon, die nördliche Hälfte der Insel Mindanao und die Halbinsel Zamboanga seien stark betroffen. Die Europäische Union stellte schon am Freitag zur Bekämpfung des Fiebers 100.000 Euro zur Verfügung.

Ein Mann räuchert eine Siedlung in Manila (Philippinen) aus
Reuters/Romeo Ranoco
Jedes Jahr kämpfen die Behörden der Philippinen gegen die Ausbreitung des Virus

Weniger Impfungen nach Impfskandal

Einen Zusammenhang mit einem Impfskandal vor zwei Jahren sehen die lokalen Behörden nicht. Damals wurde ein potenziell gefährlicher Dengue-Impfstoff aus dem Verkehr gezogen. Inzwischen wurde dem französischen Pharmakonzern Sanofi Pasteur die Lizenz für das Mittel Dengvaxia, den ersten Impfstoff gegen Dengue, auf Dauer verweigert. 2016/17 hatte es nach der Impfung von mehr als 830.000 Kindern mindestens 14 Todesfälle gegeben.

Die Behörden der Philippinen hatten 2018 selbst gewarnt, dass die Impfrate im Zuge des Skandals bedrohlich gesunken sei. Auch andere Länder kämpfen mit einem starken Anstieg der Infektionen. Honduras rief bereits Anfang Juli den nationale Gesundheitsnotstand aus – nach 44 Todesfällen und mehr als 15.000 Erkrankungen.

Virus verbreitet sich rasch

Dengue-Fieber gehört zu den am weitesten verbreiteten fieberhaften Infektionen und wird von Stechmücken übertragen. Das Virus hat sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den vergangenen Jahrzehnten vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten dramatisch ausgebreitet. Die Fallzahlen haben sich von 1960 bis 2010 verdreißigfacht.

Die WHO schätzt, dass jährlich 50 bis 100 Millionen Personen daran erkranken, davon 500.000 Menschen lebensgefährlich. Rund 20.000 Menschen sterben jedes Jahr an Dengue, vor allem Kinder. In mehreren Ländern Asiens und Lateinamerikas sei Dengue inzwischen eine Hauptursache für schwere Erkrankungen und Todesfälle bei Kindern. Die Infektion äußert sich oft als Fieber mit grippeähnlichen Symptomen.