Mann wird verhaftet
AP/Rogelio V. Solis
Razzien gegen Einwanderer

Hunderte in USA festgenommen

Die US-Einwanderungsbehörden haben bei mehreren Razzien im Bundesstaat Mississippi rund 700 Menschen festgenommen. Die koordinierten Durchsuchungen fanden hauptsächlich in landwirtschaftlichen Betrieben statt, in denen im großen Stil Arbeitspapiere überprüft wurden. US-Präsident Donald Trump hatte eine rigide Handhabe der Einwanderung angekündigt. Doch die Stimmung ist kurz nach dem Massaker in El Paso aufgeheizt.

Hunderte Beamte der Einwanderungs- und Zollbehörde ICE waren bei sieben landwirtschaftlichen Verarbeitungsbetrieben in mehreren Städten mit dem Bus angerückt. In der Folge wurden am Mittwoch (Ortszeit) die Arbeiterinnen und Arbeiter befragt, viele wurden festgenommen. Die ICE teilte mit, dass etwa „680 Ausländer“ mitgenommen worden seien. Diese seien widerrechtlich in den Betrieben beschäftigt gewesen.

Einige ihrer Kinder wurden in der Folge in einer Turnhalle untergebracht, wie die BBC berichtete. Sie seien nach Hause gekommen und hätten niemanden mehr vorgefunden. In Sozialen Netzwerken teilten Betroffene und Journalistinnen und Journalisten Bilder und Videos der Durchsuchungen. Über den Umgang mit den Kindern herrschte Empörung. Die Festgenommenen wurden in einen Hangar der Nationalgarde in Mississippi gebracht, um sie dort zu befragen.

Trump will „Millionen“ ausweisen

Der Bürgermeister einer der Städte, Chokwe Antar Lumumba, verurteilte die Razzien als „ineffektiv und unmenschlich“. Der zuständige Staatsanwalt Mike Hurst sagte hingegen, man habe Vollstreckungsbefehle befolgt, um „illegale Ausländer“ festzunehmen. „Sie müssen sich an die Gesetze halten, genauso wie sie unsere Regeln befolgen müssen. Sie sollen legal hierherkommen oder gar nicht“, so Hurst bei einer Pressekonferenz.

Angehörige beobachten Durchsuchungen
AP/Rogelio V. Solis
Mehrere hundert Menschen wurden mitgenommen, Angehörige blieben oft zurück

In den USA leben Schätzungen zufolge rund elf Millionen Menschen ohne Aufenthaltspapiere. Trump hatte im Juni angekündigt, streng gegen illegale Einwanderung vorzugehen. „Millionen ‚Illegaler‘, die ihren Weg in die USA gefunden haben“, würden ausgewiesen. Das Timing der jüngsten Razzien ist aber besonders heikel. Sie fanden statt, kurz bevor Trump die texanische Stadt El Paso besuchte. Dort hatte wenige Tage zuvor ein mutmaßlicher Rassist 22 Menschen umgebracht, unter ihnen viele Latinos.

Latino-Gemeinde appelliert an Politik

Trumps Besuch in El Paso wurde wie schon jener in Dayton zuvor von Protesten begleitet. In Dayton in Ohio hatte in der Nacht auf Sonntag ein weiterer Schütze neun Menschen getötet. Das Motiv des 24 Jahre alten Täters ist bisher unklar. Der Mann wurde von der Polizei erschossen. Trump traf sich in Dayton und El Paso mit Opfern und Helfern. Kritiker hatten Trumps Rhetorik für die Gewaltexzesse mitverantwortlich gemacht. Der Präsident selbst wies die Kritik zurück.

Einsatzkräfte bei einer Durchsuchung
Reuters/Immigration and Customs Enforcement
Die ICE rückte mit mehreren Hundertschaften an

Führende Vertreter der Latino-Gemeinde in den USA forderten nach dem Massaker in El Paso ein entschiedeneres Vorgehen der Politik. „Hispanics in diesem Land sind unter Beschuss“, hieß es in einem offenen Brief, den die „Washington Post“ am Mittwoch veröffentlichte. Auch Schwarze und Einwanderer seien Angriffen ausgesetzt. Sowohl die regierenden Republikaner als auch die Demokraten müssten sich für alle Menschen in dem Land einsetzen und anerkennen, dass die Vielfalt die größte Stärke der USA sei.

Die Mutter des 21 Jahre alten mutmaßlichen Schützen von El Paso soll bei der Polizei Wochen vor der Bluttat angerufen und sich besorgt gezeigt haben, dass ihr Sohn in seinem Alter und ohne Waffenerfahrung ein Sturmgewehr besitze, berichtete der US-Sender CNN unter Berufung auf die Anwälte der Familie. Sie habe aber nicht vor einer möglichen Attacke ihres Sohnes gewarnt, hieß es.