Indiens Premier verteidigt Kaschmir-Entscheidung

Der indische Premierminister Narendra Modi hat die umstrittene Aberkennung des Sonderstatus der indischen Kaschmir-Region verteidigt.

Der neue Status würde dem Himalaya-Gebiet helfen, ein beliebter Ort für Bollywood-Filmdrehs und eine populäre Touristenregion zu werden, sagte Modi in einer 40-minütigen Rede gestern Abend (Ortszeit). Die Neuregelung würde mehr Investitionen, wirtschaftliche Entwicklung und Frieden bringen.

Indiens Regierung hatte der Region Jammu und Kaschmir Anfang der Woche ihren Autonomiestatus entzogen, ohne deren Bevölkerung davor zu fragen oder darüber zu informieren. Zurzeit kontrollieren Zehntausende Soldaten das Himalaya-Gebiet, auch um Proteste gegen das Vorgehen der Regierung in Neu-Delhi zu verhindern.

Ausgangssperre und Festnahmen

Das Militär schränkt zudem die Bewegungsfreiheit der Menschen dort ein. Es gilt eine Ausgangssperre. Internet und Telefon sind seit Sonntagabend gesperrt. Aktivisten berichten von Hunderten Festnahmen von Lokalpolitikern und Separatistenführern sowie deren Helfern.

Modi sagte, der bisherige Sonderstatus habe lediglich Separatismus, Terrorismus, Vetternwirtschaft und Korruption gefördert. In der Region kommt es immer wieder zu Gewalt zwischen Separatisten, die eine Abspaltung von Indien wollen, und Sicherheitskräften.

Pakistan schließt militärische Reaktion aus

Mit der Neuregelung will Neu-Delhi die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Region stärker in das mehrheitlich hinduistische Indien integrieren. Viele Kaschmirer sind dagegen. Der Schritt sorgte auch für eine neue Krise mit dem Nachbarn Pakistan. Die bisherige Autonomieregelung sicherte der indischen Kaschmir-Region unter anderem eine eigene Verfassung und Flagge sowie weitgehende Kompetenzen zu – mit Ausnahme der Außen- und Verteidigungspolitik sowie der Telekommunikation.

Pakistan sorgte zuletzt für leichte Entspannung im Konflikt, indem es eine militärische Reaktion ausschloss. Man prüfe politische, diplomatische und rechtliche Optionen, sagte Außenminister Shah Mehmood Qureshi in Islamabad. Seine Regierung werde Indiens „moralisch falsche“ Entscheidung vor den UNO-Sicherheitsrat bringen, kündigte Qureshi vor Medien an.