Indien verschärft Ausgangssperre in Kaschmir erneut

Im Konflikt um den indischen Teil der Himalaya-Region Kaschmir haben die Behörden am ersten Tag des muslimischen Opferfestes Eid al-Adha die Ausgangssperre wieder verschärft. Indische Soldaten regelten heute den Zugang zu den Moscheen in der mehrheitlich muslimischen Region, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.

Indes verschärfte sich der Ton zwischen Neu-Delhi und Islamabad weiter. Pakistans Ministerpräsident Imran Khan warf der indischen Regierung „Nazi-Methoden“ vor. Gestern hatten die indischen Behörden die seit acht Tagen geltende Ausgangssperre zunächst gelockert und der Bevölkerung gestattet, im Vorfeld des viertägigen Opferfestes einzukaufen.

Mehrfach Proteste

Heute fürchteten die Behörden offenbar größere Antiregierungsproteste. Die 600 Jahre alte Jama-Masyid-Moschee – das größte Gebetshaus der Region und traditioneller Ausgangspunkt für Proteste gegen die Zentralregierung – blieb geschlossen. Gläubige durften nur kleinere Moscheen besuchen.

In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Proteste gegeben. Sie wurden mit Tränengas und Schlagstöcken aufgelöst. Nach Demonstrationen Hunderter Menschen fuhr die Polizei in Bussen durch die Straßen und riefen die Menschen dazu auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Pakistans Premier will Region besuchen

Vor einer Woche hatte Indiens Regierung den in der Verfassung festgelegten Sonderstatus mit Autonomierechten für den Bundesstaat Jammu und Kaschmir gestrichen. Seither gilt eine Ausgangssperre, die von Zehntausenden zusätzlichen Sicherheitskräften überwacht wird. Kaschmir wird auch vom mit Indien verfeindeten Nachbarland Pakistan beansprucht.

Pakistans Ministerpräsident Khan warf Indien vor, mit der vollständigen Eingliederung Kaschmirs in den indischen Nationalstaat eine „Version von Hitlers Lebensraum-Politik“ zu verfolgen. Khan kündigte zudem einen Besuch des von Pakistan kontrollierten Teils Kaschmirs im Laufe der Woche an.