Rikscha in Barcelona
APA/AFP/Josep Lago
Tourismus

Barcelona sagt Rikschas den Kampf an

Der Stadtrat von Barcelona hat eine drastische Reduzierung der Fahrradtaxis angekündigt. Denn die Anzahl der Rikschas auf den Straßen der Stadt nahm in den vergangenen Jahren stark zu – nach wie vor bewegen sie sich allerdings in einer gesetzlichen Grauzone. Von den Kutschenfahrten profitieren vor allem wieder einmal Touristen und Touristinnen.

Rund 2.000 Fahrradtaxis seien derzeit im Einsatz – die meisten Fahrer und Fahrerinnen verfügen jedoch über keine Lizenz. Lediglich 500 Rikschas seien bei den Behörden registriert, schrieb der „Guardian“ am Donnerstag. „Wir haben Fahrradwege für Fahrräder, Gehsteige für Fußgänger. Barcelona ist nicht Mumbai“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jaume Collboni.

Einmal mehr stehe auch die Frage nach einem sozial verträglichen Tourismus im Raum. „Wir streben ein respektvolles und qualitativ hochwertiges Tourismusmodell an“, wird Collboni zitiert. Die Stadträtin für Mobilität, Rosa Alarcon, beklagte, dass die Rikschas „nichts zur Mobilität der Bürger beitragen, weil sie sich grundsätzlich auf den Tourismus konzentrieren“.

Barcelona leidet unter „Overtourism“

Tourismusforscher mahnen schon länger, dass sich die Branche neben der Zufriedenheit der Gäste zunehmend mit der Toleranzgrenze der Bevölkerung auseinandersetzen müsse. Barcelona zählt zu den weltweit beliebtesten Touristendestinationen in Europa und leidet stark unter „Overtourism“ – einem gefühlten Zuviel an Touristen und Touristinnen. Spanien zählt mit 82 Millionen Touristen und Touristinnen im Jahr zu der zweitmeistbesuchten Urlaubsdestination der Welt.

Las Ramblas in Barcelona
Reuters/Albert Gea
1,4 Milliarden Menschen sind im vergangenen Jahr gereist, 82 Millionen davon nach Spanien

Vage Gesetze

Bereits im Juli zog die Polizei über hundert Rikschas aus dem Verkehr. Der Stadtrat schlug nun eine „Null Toleranz“-Politik für Verkehrsverstöße vor, um das Problem unter Kontrolle zu bekommen. Ähnliche wie auch bei E-Scootern und Segways liegen die Wurzeln des Problems in unzureichenden gesetzlichen Verankerungen. Bisher werden Rikschas wie Fahrräder behandelt. Sie können also Fahrradwege und in einigen Fällen auch Gehwege benützen – sofern diese breit genug sind.

Laut Alarcon seien die Vorgaben allerdings zu vage. Zudem würden sich viele Fahrer und Fahrerinnen selbst an bestehende Regelungen nicht halten, etwa an das Verbot, Gäste von Mai bis Oktober nicht durch die engen Gassen der Altstadt zu kutschieren. Die Stadt möchte daher nun ein eigenes Gesetz für die Rikschas ausarbeiten lassen.

Plaza de Espana, Barcelona
Getty Images/Alexander Spatari
Wem gehört die Straße? Eine Frage, die derzeit nicht nur Barcelona, sondern viele europäische Städte beschäftigt

„Sind Teil der Tourismusbranche“

„Wir sind ein Teil der Tourismusbranche, keine Taxifahrer“, sagte Cesar Gestor, ein Sprecher der Rikschafahrer gegenüber dem „Guardian“. Die Rikschafahrer hätten seit Jahren versucht, den Sektor zu regulieren – bei den Behörden sei man jedoch nur auf taube Ohren gestoßen. Zudem bestritt Gestor die Zahl von 2.000 Rikschas und behauptete, sie liege näher bei 1.000 – von denen nur die Hälfte lizenziert sei.

Dennoch zeige man sich seitens der Fahrer gesprächsbereit: „Wir sind bereit, uns hinzusetzen, zu reden und einen Weg zu finden, das Geschäft zu regulieren“, sagte er. „Klar ist, dass wir so nicht weitermachen können.“ Doch: „Wir können keine europäische Stadt haben, in der Rikschas verboten sind. Wir machen nichts Illegales“, so Gestor.

Neben einem Zurückdrängen der Rikschas denkt man in Barcelona derzeit auch über ein Rauchverbot auf öffentlichen Plätzen wie Outdoor-Terrassen von Restaurants und Bars nach. Auch hier stehen Bedenken der Bürger und Bürgerinnen im Vordergrund. Diese würden sich durch die vielen und nicht selten betrunkenen Touristen gestört fühlen.