Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un
AP/Korea News Service/Korean Central News Agency
Nach Militärmanövern

Nordkorea will nicht mehr mit Süden reden

Pjöngjang verschärft seine Gangart gegenüber Südkorea. Am Freitag wurden offenbar weitere Raketen aus Nordkorea abgeschossen, wie aus dem Süden berichtet wurde. Nach den gemeinsamen Militärmanövern von Washington und Seoul wolle man die Gespräche mit Südkorea nicht fortsetzen, hieß es in einer Stellungnahme Pjöngjangs.

Nordkorea unterstellte den USA und Südkorea die Absicht, durch ihre Manöver die Vernichtung seiner Armee zu üben. Seoul träume, wenn es glaube, der Dialog könne nach dem Ende der Militärübungen wiederaufgenommen werden, hieß es von einem Sprecher des für die innerkoreanischen Beziehungen zuständigen Komitees für die friedliche Wiedervereinigung des Landes. „Wir haben nichts mehr mit der südkoreanischen Regierung zu bereden.“

In der Stellungnahme wurde vor allem Südkoreas Präsident Moon Jae In angegriffen. Südkoreas Staatschef sei ein „unverschämter Kerl, wie man ihn nur selten findet“, wurde der Sprecher von den nordkoreanischen Staatsmedien zitiert. Moon hatte tags zuvor von einer Reihe „beunruhigender Aktionen“ durch Nordkorea in jüngster Zeit gesprochen. Er äußerte sich aber zugleich zuversichtlich, dass der Dialog fortgesetzt werde.

Südkorea berichtet von unidentifizierten Projektilen

Freitagfrüh feuerte der Norden laut den südkoreanischen Streitkräften zwei noch nicht identifizierte Projektile von kurzer Reichweite von der Ostküste aus in Richtung offenes Meer ab. Nordkorea hatte in den vergangenen Wochen bereits fünfmal Raketen getestet. Unter den getesteten Raketen befanden sich nach südkoreanischen Angaben auch ballistische Raketen, deren Test dem Land durch UNO-Resolutionen untersagt sind.

Menschen vor einem Fernseher, der den Raketentest Nordkoreas überträgt
AP/Lee Jin-Man
Nordkorea soll am Freitag erneut Raketen abgeschossen haben

Die Führung in Pjöngjang bezeichnete die Waffentests teilweise als Reaktion auf ein Militärmanöver zwischen Südkorea und den USA und als „Warnung“. Die jährlichen Übungen der beiden Verbündeten sorgen in Nordkorea regelmäßig für wütende Reaktionen.

Beim jüngsten Test flogen die Projektile den Angaben Südkoreas zufolge bei einer Maximalhöhe von 30 Kilometern 230 Kilometer weit. Um welchen Raketentyp es sich genau handelte, ist bisher unklar. Das Präsidialamt in Seoul rief das abgeschottete Nachbarland auf, die „Starts von Projektilen“ zu stoppen. Solche Tests könnten die militärischen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel erhöhen.

Seoul sieht Reaktion auf Militärmanöver

Seoul hatte die Raketentests des Nachbarn zuletzt als „Machtdemonstration“ gegen die gemeinsamen Militärmanöver gewertet, die Südkoreas Streitkräfte mit dem US-Militär abhielten. US-Präsident Donald Trump selbst hatte sich bisher zurückhaltend geäußert. Trump setzt darauf, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die Verhandlungen über eine Abrüstung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms wiederaufnehmen wolle.

UNO-Resolutionen verbieten Nordkorea – das mehrfach Atombomben getestet hat – den Start von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite. Derartige Raketen sind in aller Regel Boden-Boden-Raketen, die einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf befördern können.

Laut Experte auch Signal an Washington

Einige Analysten glauben, dass die jüngste Provokation Nordkoreas darauf abzielt, Seoul dazu zu drängen, grenzüberschreitende Wirtschaftsbeziehungen voranzutreiben. Außerdem soll Washington so überzeugt werden, bei künftigen Gesprächen über das Kernwaffenprogramm von Pjöngjang Zugeständnisse zu machen.

Laut Yang Moo Jin, Professor an der University of North Korean Studies in Seoul, wolle der Norden für etwaige künftige Gespräche sein Gesicht wahren, wie er gegenüber der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap sagte. „Es scheint auch eine indirekte Botschaft zu sein, die auf eine Änderung der Haltung Washingtons abzielt, wie z. B. die Lockerung der Sanktionen gegen den Norden.“