Italien: Gedenken an SS-Massaker unter Walter Reder

Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reist heute nach Italien, um der Opfer von Massakern der Wehrmacht und der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg zu gedenken. Er wird sich mit dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella in der Gemeinde Fivizzano in der nördlichen Toskana treffen.

Dort hatten unter Führung des Österreichers Walter Reder im August 1944 Soldaten der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ sowie italienische Faschisten rund 400 Dorfbewohner ermordet. Es handelte sich um eine Vergeltungsaktion nach einem vorausgegangenen Gefecht mit Partisanen, bei dem 16 deutsche Soldaten getötet worden waren.

Affäre Frischenschlager

Der auch wegen anderer Gräueltaten in Italien (z. B. das Massaker von Marzabotto) als Kriegsverbrecher verurteilte Reder kehrte nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis 1985 nach Österreich zurück, wo er vom damaligen FPÖ-Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager per Handschlag begrüßt wurde. Das führte zu scharfer Kritik vor allem des Koalitionspartners SPÖ wie auch der ÖVP. Die SPÖ-FPÖ-Koalition zerbrach daran beinahe. Frischenschlager überstand einen Misstrauensantrag knapp, Monate später aber trat er zurück.

Steinmeier und Mattarella wollen darauf hinweisen, dass die Lehre aus den Gräueltaten der Vergangenheit sein muss, auch in Zeiten eines wachsenden Nationalismus an einem friedlichen und vereinten Europa festzuhalten. Steinmeier besuchte schon mehrfach Orte in Italien, an denen deutsche und österreichische Soldaten Kriegsverbrechen begangen hatten. Eine deutsch-italienische Historikerkommission gelangte 2012 zu der Einschätzung, dass dabei bis zu 15.000 italienische Zivilisten ermordet wurden.