Demonstrierende in Hongkong versuchen Sturm auf Parlament

In Hongkong haben Demonstrierende heute versucht, das Parlament zu stürmen. Vor dem Parlamentsgebäude wollten Demonstrationsteilnehmer und -teilnehmerinnen, Polizeisperren durchbrechen. Trotz eines Verbots waren erneut Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um mehr Demokratie zu fordern. Ein langer Protestzug verstopfte die Straßen im Hongkonger Finanzviertel. Viele Demonstranten trugen schwarze T-Shirts und hatten bunte Schirme dabei, um an den Beginn der Regenschirmproteste vor fünf Jahren zu erinnern.

Demonstration in Hongkong
AP/Kin Cheung

Am Nachmittag kam es zu ersten Zusammenstößen, als Demonstranten Steine auf Polizisten warfen und sie mit Laserpointern blendeten. Bei Einbruch der Dunkelheit durchbrachen mit Steinen und Brandsätzen bewaffnete Demonstranten dann eine Absperrung vor dem Parlament. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein.

Demonstration in Hongkong
Reuters/Danish Siddiqui

Protestanführer verhaftet

Gestern waren die Behörden massiv gegen die Aktivistinnen und Aktivisten vorgegangen: Die Polizei nahm die Protestanführer Joshua Wong und Agnes Chow sowie mindestens drei weitere bekannte Aktivisten und drei der Demokratiebewegung nahestehende Abgeordnete fest. Sie wurden anschließend auf Kaution freigelassen.

Angesichts des Drucks sagten die Organisatoren die für heute geplante Großdemonstration ab, die bereits am Donnerstag von der Polizei verboten worden war. Sie kündigten aber andere Aktionen an. Um das Demonstrationsverbot zu umgehen, riefen Aktivistinnen und Aktivisten unter anderem zu religiösen Versammlungen auf: Viele Demonstrierende hatten heute Kreuze dabei und sangen „Halleluja“.

79-tägige Proteste 2014

Vor genau fünf Jahren hatte die chinesische Regierung entschieden, politische Reformen in Hongkong zu verbieten. Diese Entscheidung hatte 2014 die Regenschirmbewegung ausgelöst. Bereits damals hatte der heute 22-jährige Wong an der Spitze der 79-tägigen Proteste gestanden.

Peking hatte der ehemaligen britischen Kronkolonie bei der Übernahme 1997 unter dem Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ für mindestens 50 Jahre Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit zugesichert. Nach Ansicht der Demonstrierenden wird diese Zusicherung von Peking schrittweise ausgehöhlt, wogegen sie nun protestieren. Auslöser für die Proteste war ein Auslieferungsgesetz, das Überstellungen von Verdächtigen an Festland-China vorsah, inzwischen aber gestoppt wurde.