Zusammenstöße und Chaos bei Demonstrationen in Hongkong

In Hongkong ist es ungeachtet der Warnungen der chinesischen Regierung wieder zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und prodemokratischen Demonstrantinnen und Demonstranten gekommen. Sicherheitskräfte setzten heute Tränengas und Wasserwerfer ein, um Teilnehmer einer Kundgebung vor dem Hauptquartier der Volksbefreiungsarmee und dem Sitz der China-freundlichen Hongkonger Regierung zu vertreiben.

Einige der Demonstranten warfen Benzinbomben – Molotowcocktails – und Steine auf die Einsatzkräfte der Polizei. Insgesamt hatten sich wieder Tausende Einwohner der Sonderwirtschaftszone trotz Regens auf die Straßen begeben, um für Demokratie und gegen den wachsenden Einfluss der Regierung in China zu demonstrieren.

Demonstration in Hongkong
AP/Kin Cheung

Erstmals setzte die Polizei blau gefärbtes Wasser ein. Damit sollte offenkundig die Identifizierung der von den Wasserwerfern getroffenen Demonstranten erleichtert werden. Diese versuchten sich mit aufgespannten Regenschirmen vor dem Wasserstrahl und den Gasschwaden zu schützen. Einige der Protestierenden brachen Steine aus dem Pflaster und bewarfen damit die Polizisten. Viele hatten sich schwarz angezogen und ihr Gesicht maskiert.

Brandsätze und Straßenbarrikaden

Einsatzkräfte wurden von Hochstraßen mit Molotowcocktails beworfen, als sie – gefolgt von 20 Polizeiwagen – in den Admiralsdistrikt marschierten. Demonstranten versuchten, mit Laserpointern die Polizisten zu blenden. Im Ausgehviertel Wanchai setzte die Polizei Schlagstöcke gegen die Protestierer ein. Diese hatten Straßenbarrikaden aufgebaut. Ein Reuters-Mitarbeiter konnte zwei Festnahmen beobachten. In der Straße Hennessy brannte vor einer Kirche ein großes Feuer, das von Feuerwehrleuten bekämpft wurde. Die U-Bahn stellte auf einigen Streckenabschnitten ihren Betrieb ein.

Demonstration in Hongkong
Reuters/Danish Siddiqui

Nachdem gestern zeitweise Bürgerrechtsaktivisten festgenommen worden waren, stellten sich heute keine konkreten Personen an die Spitze der Proteste. Unter dem Slogan „Seid wie Wasser“ waren die Menschen aufgerufen, flexibel zu sein und abwechselnd an verschiedenen Stellen der Stadt zu Kundgebungen zusammenzukommen.

China verlegt Truppen

Vor den Feierlichkeiten anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der Volksrepublik steht der chinesische Staatschef Xi Jinping damit vor einem ungelösten Problem und einer Herausforderung seiner Durchsetzungsfähigkeit.

Möglicherweise als Warnung berichteten chinesische Staatsmedien, dass das Militär heute neue paramilitärische Kräfte nach Shenzhen an der Grenze zu Hongkong verlegt haben. Details über Stärke und Zweck der Truppenverlegung wurden nicht genannt.