Vertreter der sieben Staaten Kolumbien, Brasilien, Bolivien, Ecuador, Peru, Suriname und Guyana trafen in der kolumbianischen Stadt Leticia zusammen, um über Maßnahmen im Amazonas-Gebiet zu beraten. Der daraus resultierende „Leticia-Pakt für den Amazonas“ wurde von allen sieben Teilnehmern unterzeichnet. In einer Aussendung des kolumbianischen Präsidialamts zeigte man sich erfreut über die Einigung.
Zum Auftakt des Treffens hatte Kolumbiens Präsident Ivan Duque gemahnt, dass der Schutz des Regenwaldes unbedingt verbessert werden müsse: „Das ist entscheidend für das Überleben unseres Planeten.“
Konkret sieht der Pakt vor, dass ein gemeinsames Naturkatastrophennetzwerk ins Leben gerufen wird, mit dem die Kooperation zwischen den Staaten im Falle verheerender Brände besser funktioniert, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Außerdem sollen die gemeinsame Überwachung der Region per Satellit ausgebaut, Projekte zur Wiederaufforstung geschaffen und die Rolle von indigenen Völkern verbessert werden.

Signal an andere Staaten
Perus Präsident Martin Vizcarra sagte, dass der Schutz des Amazonas ein Thema sei, „das über unsere eigenen Landesgrenzen hinausgeht“. „Guter Wille reicht nicht mehr aus“, so Vizcarra, der aber auch die Signalwirkung des Pakts hervorhob: „Alle Länder dieses Planeten müssen sehen, wie wir dazu beitragen, den Amazonas besser und verantwortungsbewusster zu behandeln.“
Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro hatte seine Teilnahme aus medizinischen Gründen abgesagt, er soll am Wochenende operiert werden. Brasiliens Außenminister Ernesto Araujo, der stattdessen an dem Gipfel teilnahm, sagte, dass dies ein „besonderer Moment und ein besonderer Pakt“ sei. Die Augen der Kritiker, die behaupteten, man sei nicht in der Lage, das „Wunder das Amazonas“ zu verwalten, seien nun auf sie gerichtet, so Araujo.
Pakt zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes
Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Suriname und Peru haben einen Pakt zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes geschlossen.
Ähnliche äußerte sich Bolsonaro, der sich per Videoschaltung gegen eine Internationalisierung des Regenwaldschutzes aussprach. „Wir müssen eine starke Position einnehmen und unsere Souveränität verteidigen, sodass jedes Land die beste Politik für die Amazonas-Region entwickeln kann. Wir dürfen das nicht in die Hände von anderen Ländern geben“, so Bolsonaro.
60 Prozent des Regenwaldes in Brasilien
Im größten Tropenwald der Welt, der für das globale Klima eine entscheidende Rolle spielt, wüten derzeit die schwersten Brände seit Jahren. Die Waldbrände sind im Vergleich zum Vorjahr um 83 Prozent angestiegen, schreibt Reuters. Rund 60 Prozent der Wälder befinden sich in Brasilien. Dementsprechend groß ist die Kritik an Bolsonaro, dem vorgeworfen wird, nicht genug gegen die Waldbrände zu unternehmen.

Bolsonaro nominierte erst tags zuvor einen neuen Generalstaatsanwalt, der in Klimafragen die gleiche umstrittene Linie verfolgt wie der Staatschef. „Ich habe soeben Augusto Aras nominiert“, erklärte Bolsonaro gestern in Brasilia. Er setzte sich damit über die Empfehlungen der Nationalen Vereinigung der Staatsanwälte (ANPR) hinweg, die für den Posten eine Liste mit drei Namen vorgelegt hatte. Aras stand nicht auf dieser Liste.
Er habe mit Aras bereits über die Frage des Umweltschutzes gesprochen, erklärte der Präsident. Es gehe „um den Respekt der Agrarproduzenten und auch um die Ehe zwischen der Umwelt und den Produzenten“.
Auch Kritik aus der Wirtschaft
Auch die Wirtschaft übt mittlerweile Kritik am brasilianischen Staatschef: So kündigte etwa die Modekette Hennes & Mauritz (H&M) an, dass sie künftig kein Leder mehr aus Brasilien beziehen wird. „Das Verbot bleibt so lange in Kraft, bis es glaubhafte Garantiesysteme gibt, dass das Leder nicht zu Umweltschäden im Amazonas-Gebiet beiträgt“, so der Konzern gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Die BBC schreibt unterdessen, dass sich der größte brasilianische Fleischexporteur und landwirtschaftliche Betriebe einer Kampagne zum Umweltschutz angeschlossen haben. Diese ruft dazu auf, das Abholzen des Regenwaldes zu beenden und fordert die Regierung zum Handeln auf.