Griechenland weist Erdogan-Drohung zurück

Griechenland hat die Drohung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zurückgewiesen, die Grenzen nach Europa für syrische Flüchtlinge zu öffnen. „Erdogan muss begreifen, er kann nicht der EU und Griechenland drohen, um mehr Gelder (für die Türkei, Anm.) zu sichern“, sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis heute in der Hafenstadt Thessaloniki.

Die EU habe bereits sechs Milliarden Euro an die Türkei wegen des Migrantenzustroms überwiesen. Wenn Erdogan das Abkommen mit der EU neu aushandeln möchte, dann könne man darüber sprechen, sagte Mitsotakis. „Nicht aber mit Drohungen und mit einer Sprache, die nicht mit guter Nachbarschaft im Einklang steht.“

„Oder wir müssen die Tore öffnen“

Erdogan hatte zuvor erklärt, die Türkei könne einen möglichen weiteren Flüchtlingszustrom aus Syrien nicht alleine schultern. Er appellierte an die EU, genügend finanzielle Unterstützung bereitzustellen. „Entweder Sie teilen diese Last, oder wir müssen die Tore öffnen“, sagte Erdogan.

Die Türkei hat seit Beginn des Bürgerkrieges im Nachbarland Syrien 2011 rund 3,6 Millionen Menschen aufgenommen, mehr als jedes andere Land der Welt. Der im März 2016 geschlossene Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei sieht vor, dass die EU alle Menschen, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann.

Athen ruft EU zur Aufnahme von Kindern auf

Die anderen EU-Staaten rief Griechenland unterdessen dazu auf, zumindest minderjährige Migranten aus den Lagern in der Ägäis aufzunehmen. Dort sind zurzeit mehr als 24.000 Menschen untergebracht, darunter rund 40 Prozent Minderjährige unter 17 Jahren. „Es kann nicht sein, dass ein Land sich weigert, 50 oder 100 Kinder aufzunehmen“, sagte Mitsotakis.

Mitsotakis forderte die EU auf, Maßnahmen gegen jene Staaten zu ergreifen, die sich weigern, Minderjährige aufzunehmen. „Einige Staaten wollen alle Vorteile der Bewegungsfreiheit im Schengen-Raum haben, sie weigern sich aber, die Lasten zu teilen“, sagte er. Vor allem das Problem mit den Kindern liege ihm am Herzen.