Luftaufnahme des Murray-Darling-Beckens
Reuters/David Gray
Australien

Umsiedlung soll Barsche retten

Teilen Australiens steht ein extrem heißer Sommer bevor: Während im Nordosten des Kontinents schon ungewöhnlich früh zahlreiche Buschfeuer wüten, ist für New South Wales im Südosten kaum Regen im Sommer prognostiziert. Deshalb siedelt die Regierung nun Tausende Fische aus dem landesgrößten Flusssystem um. Der zuständige Minister spricht von einem ansonsten möglicherweise drohenden „Fisch-Armageddon“.

Schon im vorigen Sommer kam es im Murray-Darling-Becken im Südosten des Kontinents zu einem Massensterben von Fischen, wie der „Guardian“ schreibt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bezeichnen den Zustand des Flusssystems als „schrecklich“. Angesichts der anhaltenden Trockenheit sind Teile des Darling-Flusses deutlich zurückgegangen und mittlerweile nur noch Tümpel. Deshalb kündigte die Regierung des Bundesstaates letzte Woche ein Rettungspaket in Höhe von zehn Millionen australischer Dollar (rund 6,2 Mio. Euro) an.

Teil davon ist die am Montag angelaufene Umsiedlung Tausender Fische in einer Art „Arche-Noah-Operation“ vom Darling-Fluss in sichere Gewässer – noch bevor die Temperaturen steigen und damit das gesamte Flusssystem zusätzlich strapazieren.

Aktion gegen „Horror-Fischsterben“

Der Landwirtschaftsminister von New South Wales, Adam Marshall, sagte, dass die ungewöhnliche Aktion wichtige in Australien heimische Arten vor einem möglichen Sommer des „Horror-Fischsterbens“ retten könnte. Man sehe einem „potenziellen Fisch-Armageddon“ entgegen, so Marshall am Montag, weswegen man keine Zeit verschwenden wolle, diese Aktion durchzuführen.

In einem ersten Schritt werde man aus 15 bis 20 besonders betroffenen Tümpeln über die kommenden zwei Wochen zahlreiche Fische übersiedeln. Darunter seien einige bis zu 25 Jahre alte Murray Cods aus der Familie der Dorschbarsche und australische Goldbarsche sowie andere seltene Fischarten, schreibt der „Guardian“.

Murray Cod im Sydney Aquarium
APA/AFP/Greg Wood
Der Murray Cod, hier auf einem Foto im Sydney Aquarium, soll durch die Aktion gerettet werden

Boote mit elektrostatischer Fangausrüstung werden eingesetzt, um die Fische zu betäuben. Anschließend werden sie in einem speziell klimatisierten Gefährt flussabwärts transportiert, um sie dann in einem noch fließenden Teil des großen Systems wieder freizulassen, heißt es.

Kritiker hinterfragen Wirksamkeit

Unklar ist jedoch, wie viele Fische tatsächlich übersiedelt werden. Laut einer unbestätigten Quelle, die der „Guardian“ zitiert, hofft man, zumindest einige hundert Fische zu übersiedeln. Einem großflächigen Fischsterben würde das jedoch nicht entgegenwirken, so die Befürchtung. In dieser Größenordnung würde man nur einen Bruchteil der gesamten Flusspopulation vor dem Tod bewahren. Ein Anrainer nennt das Vorgehen „mehr Fotogelegenheit als wirkliche Aktion“.

Tote Fische im Murray-Darling-Becken in Australien
picturedesk.com/Eyevine/Mike Bowers
Schon Anfang des Jahres verendeten zahllose Fische im Darling-Fluss

Bewässerungsanlagen könnten Dürre beschleunigen

Streit gibt es auch über die möglichen Ursachen, die das Fischsterben schon vergangenes Jahr beschleunigt haben. Die für die Wasserversorgung zuständige Ministerin Melinda Pavey kritisierte zuletzt ihre eigenen Berater, die in den Raum stellten, dass Bewässerungsanlagen flussaufwärts dazu geführt haben, dass der Darling-Fluss drei Jahre früher als erwartet von der Dürre betroffen ist.

Die zuständige Kommission hat deshalb eine Überarbeitung der Regeln für die Bewässerung gefordert. Paveys Ministerium schoss scharf gegen die eigenen Berater und bezeichnete Erkenntnisse als falsch, wie aus Dokumenten, die der australischen Zeitung „Sydney Morning Herald“ vorliegen, hervorgeht. Von Paveys Beratern hieß es lediglich, dass sie nicht den Überbringer der Nachricht strafen solle.

Heftige Buschfeuer im benachbarten Queensland

Im Nachbarstaat Queensland im Nordosten Australiens nimmt die Hitze zu Beginn des Frühlings unterdessen bereits ungewöhnliche Ausmaße an. Heftige Buschfeuer wüten in der Region, Tausende Feuerwehrleute stehen im Einsatz, um rund 100 Brände zu bekämpfen, heißt es von den Behörden.

Löschflugzeug über Binna Burra in Australien
APA/AFP/Queensland Fire and Emergency
Auch Flugzeuge helfen bei den Löscharbeiten in Queensland

Wie der australische Rundfunk ABC berichtet, zerstörten die Feuer am Montagabend (Ortszeit) zehn Häuser an der Sunshine Coast, wo die Polizei aufgrund der bedrohlichen Situation den Notstand ausgerufen hat. Die Vorsitzende der Feuer- und Rettungsdienste in Queensland sagte gegenüber ABC, dass die Winde die Situation zusätzlich verschärfen: „Wir haben Böen mit bis zu 50 km/h, die das Feuer in Richtung Nordosten treiben“, so Michelle Young.

„Noch nie da gewesen“

Schon am Wochenende war die Situation in Queensland angespannt. „Wir haben niemals solch eine Brandgefahr so früh nach dem Ende des Winters gesehen“, sagte Andrew Sturgess von der Queensland-Feuerwehr gegenüber ABC. „Das ist ein Zeichen, wenn Sie wollen, eine Warnung vor einem Brandsommer, den wir wahrscheinlich in den südöstlichen Teilen des Staates erleben werden – in den trockensten Teilen des Staates, wo die meisten Menschen leben.“

Jackie Trad, die stellvertretende Regierungschefin von Queensland, bezeichnete diese früh beginnende Feuersaison als „nie da gewesen und historisch“. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hätten als Folge des Klimawandels vor häufigeren und heftigeren Bränden gewarnt.