Umstrittene D’Annunzio-Statue in Triest eingeweiht

Er zählte zu den schillerndsten Persönlichkeiten Italiens, war Schriftsteller, Dichter, Flieger – und hat sich 1925 dem Faschismus von Benito Mussolini angeschlossen. Dem Poeten Gabriele D’Annunzio (1863–1938) widmet die Stadt Triest eine Statue, die seit Monaten für Polemik sorgt.

Die Skulptur des lombardischen Bildhauers Alessandro Verdi wurde heute auf der zentralen Piazza della Borsa eingeweiht. Der Mitte-rechts-Bürgermeister Triests, Roberto Dipiazza, hatte mit seinem Beschluss, D’Annunzio eine Statue zu widmen, für Streit gesorgt.

Kroatien protestiert

Menschen hatten Unterschriften sowohl dafür als auch dagegen gesammelt. „In ganz Italien sind D’Annunzio Straßen, Plätze und Schulen gewidmet. Er war ein großer Italiener, und wir sind über ihn stolz“, sagte Dipiazza bei der Einweihung der Statue.

Dazu kommt ein offizielles Protestschreiben der kroatischen Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic. „Die Freundschaft zwischen Italien und Kroatien basiert heute auf Werten, die in totalem Widerspruch zu den Aktionen der Person stehen, der die Statue gewidmet ist“, hieß es im Schreiben nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Obwohl die von Grabar-Kitarovic als „skandalös“ bezeichnete Aufstellung der Statue auf eine Initiative der Gemeinde und nicht der staatlichen Behörden zurückzuführen sei, trübe sie die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Nachbarländern Italien und Kroatien, hieß es im Schreiben.

Kommandant der Stadt

Am 9. August 1918 kommandierte D’Annunzio das 87. Geschwader „La Serenissima“ Richtung Wien. Über Stephansdom und Graben ließ er die Bombenklappen öffnen und Tausende Flugblätter abwerfen, die die Wienerinnen und Wiener dazu aufriefen, den Krieg zu beenden.

Als Anführer einer Freischärlergruppe besetzte er am 11. und 12. September 1919 die dalmatinische Hafenstadt Fiume (heute Rijeka), um sie für Italien zu annektieren. Die italienische Regierung wagte es jedoch nicht, gegen den populären Künstler vorzugehen. Mehr als ein Jahr lang behauptete sich D’Annunzio als Kommandant der Stadt.

Nach der Anerkennung der Unabhängigkeit Fiumes durch Jugoslawien im Jahr 1921 wurde er von der italienischen Armee aus der Stadt vertrieben und ließ sich in seiner Villa „Vittoriale“ in Gardone Riviera nieder.

Zusammen mit Mussolini agitierte er 1922 für eine Machtergreifung der Faschisten. Am „Marsch auf Rom“ und an der Machtübergabe an den „Duce“ beteiligte er sich jedoch nicht. Am 15. März 1924 wurde D’Annunzio von König Viktor Emanuel III. für die Besetzung Fiumes mit dem erblichen Titel eines „Fürsten von Nevoso“ geadelt.