Der ehemalige Vizepräsident Joe Biden und Senatorin Elizabeth Warren während einer Fernsehdebatte
Reuters/Mike Blake
TV-Debatte der US-Demokraten

Biden gegen Warren und Sanders

Im Vorwahlkampf der US-Demokraten haben einander die zehn Kandidaten bei einer Fernsehdebatte einen Schlagabtausch geliefert. Dabei geriet der frühere Vizepräsident Joe Biden mit US-Senatorin Elizabeth Warren und ihrem Kollegen Bernie Sanders aneinander. Für Biden und Warren war es die erste Konfrontation im Rahmen des Rennens um die Kandidatur fürs Weiße Haus.

Thema einer heftigen Konfrontation war die Gesundheitspolitik. Biden stellte sich hinter die Gesundheitsreform von Ex-Präsident Barack Obama. Warren und Sanders geht diese nicht weit genug. Auch bei anderen Themen wurden die fundamentalen Unterschiede zwischen den progressiven Senatoren und dem gemäßigten Favoriten Biden deutlich. Biden war zwar einzelnen Angriffen der Konkurrenz ausgesetzt, geriet aber weit weniger unter Druck als noch in der zweiten Debattenrunde Ende Juli in Detroit.

Anders als in den vorherigen beiden Runden gab es diesmal nur einen Abend, an dem alle zehn Demokraten, die sich für die Debatte qualifiziert hatten, gemeinsam auf der Bühne standen. In Houston trafen damit alle Präsidentschaftsanwärter mit den bisher besten Chancen auf eine Kandidatur direkt aufeinander. Der Sieger bzw. die Siegerin des parteiinternen Auswahlverfahrens soll 2020 den republikanischen Präsidenten Donald Trump aus dem Amt drängen

Die demokratischen Präsidentschaftskandidaten (v.l.n.r.): Amy Klobuchar, Cory Booker, Pete Buttigieg, Bernie Sanders, Joe Biden, Elizabeth Warren, Kamala Harris, Andrew Yang, Beto O’Rourke und Julian Castro
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Zehn US-Demokraten rittern um die Zustimmung des Publikums

Warren holt rasant auf

Während Biden in den vergangenen Wochen bei öffentlichen Auftritten geschwächelt und mit einigen Versprechern und Unsicherheiten Schlagzeilen gemacht hatte, wurde Warren zuletzt in Umfragen stärker und rückte immer näher an ihn heran. Biden, Sanders und sie sind die führende Dreiergruppe in Umfragen – mit einigem Abstand zu den anderen Bewerbern.

Mit Spannung war erwartet worden, ob Warren ihr erstes großes Aufeinandertreffen mit Biden für direkte Attacken nutzen würde. Die 70-Jährige verzichtete darauf jedoch und versuchte vor allem, die inhaltlichen Unterschiede zu Biden herauszustellen – unter anderem in der Gesundheitspolitik. Warren und Sanders verteidigten leidenschaftlich das Konzept von „Medicare for All“, einem Ausbau der staatlichen Krankenversicherung für alle. Biden wiederum kritisierte das als unfinanzierbar. Auch andere moderatere Demokraten sprachen sich für weniger weitgehende Änderungen aus.

Trump versucht Demokraten zu verunglimpfen

Die Demokraten stehen generell vor der Frage, mit welchem Kurs sie bei der Präsidentschaftswahl 2020 gegen den Amtsinhaber Trump ins Rennen gehen sollen. Trump will für eine zweite Amtszeit antreten und versucht, die Demokraten als eine Truppe radikaler und gefährlicher Sozialisten darzustellen. Bei einer Rede vor Republikanern in Baltimore sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) gleichzeitig mit der Fernsehdebatte, die Demokraten seien „miese Politiker“. Einmal an der Macht, würden sie vieles von dem zerstören, was die Republikaner erreicht hätten, warnte er.

„Rechtsextremer im Weißen Haus“

Mehrere Demokraten warfen dem Präsidenten in Houston wiederum offen Rassismus vor. „Wir haben einen Rechtsextremen im Weißen Haus“, sagte der frühere texanische Kongressabgeordnete Beto O’Rourke. Der Senator von New Jersey, Cory Booker, sagte: „Wir wissen, dass Donald Trump ein Rassist ist.“ Insgesamt richteten die Demokraten ihre Attacken in Houston mehr auf Trump als gegeneinander.

TV-Debatte der Demokraten

Wen schicken die Demokraten in den USA nächstes Jahr ins Rennen um das Weiße Haus? Bei der mittlerweile dritten TV-Debatte trafen zehn Kanidaten und Kandidatinnen aufeinander – ein harter Schlagabtausch.

Bei der zweiten Debattenrunde Ende Juli in Detroit war Biden von seinen Konkurrenten noch kollektiv attackiert worden und schwer unter Druck geraten. In Houston musste er sich gegen einzelne Angriffe zur Wehr setzen, vor allem vom ehmaligen Wohnbauminister Julian Castro, der Biden mehrfach scharf anging. Der frühere Vizepräsident geriet aber keineswegs so sehr in die Defensive wie beim letzten Mal.

Seitenhieb auf Bidens Alter

Beim Thema Gesundheitspolitik warf Castro Biden vor, er habe seine Position bei einem Detail innerhalb von zwei Minuten komplett geändert. Castro fragte Biden, ob er etwa vergessen habe, was er zwei Minuten zuvor gesagt habe – was als Seitenhieb auf Bidens Alter zu verstehen war. Biden gehört mit 76 Jahren zu den ältesten Präsidentschaftsbewerbern der Demokraten.

Auch an anderer Stelle zeigte sich Castro angriffslustig. Auf die Frage, ob er Massenabschiebungen in der Amtszeit Obamas im Nachhinein für einen Fehler halte, sagte Biden, er sei damals Vizepräsident und nicht Präsident gewesen. Castro warf seinem Parteikollegen daraufhin vor, er könne sich nicht einerseits für die Obama-Jahre rühmen und andererseits Fragen zu unbequemen Themen von damals ausweichen. Mit dieser Kritik war Biden bereits Ende Juli in Detroit konfrontiert gewesen.

O’Rourke für Verbot von Kriegswaffen

O’Rourke, der aus El Paso in Texas kommt, wo ein Schütze Anfang August ein regelrechtes Blutbad anrichtete, hatte in Houston einen starken Moment, als er leidenschaftlich für ein Verbot von Kriegswaffen warb. Vergleichsweise blass blieb dagegen die Senatorin Kamala Harris, die in ihrer Kampagne stark losgelegt hatte, in Umfragen aber zuletzt zunehmend hinter Warren und Sanders zurückfiel.

Die Fernsehrunden bieten den Demokraten die Gelegenheit, sich vor einem nationalen Publikum zu präsentieren. Für die Teilnahme müssen sie in Umfragen und beim Spendenaufkommen bestimmte Mindestwerte vorweisen. Bei den ersten beiden Debatten in Miami und Detroit waren jeweils 20 Demokraten aufgetreten, beide Male verteilt auf zwei Abende. Für die dritte Runde galten höhere Hürden für die Teilnahme – daher waren hier nur zehn Bewerberinnen und Bewerber dabei.

Die Fernsehdebatten sind Teil der Vorvorauswahl bei den Demokraten. Die nächste TV-Debatte steht Mitte Oktober an. Bis es richtig losgeht, dauert es aber noch: Die parteiinternen Vorwahlen, bei denen die Demokraten ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin für die Präsidentenwahl im November 2020 festlegen, beginnen erst im Februar.