Festnahmen nach Brückeneinsturz in Genua: Prüfer beauftragt

Der italienische Infrastrukturkonzern Atlantia will sich nach Durchsuchungen im Zusammenhang mit dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua und Festnahmen von Mitarbeitern einen externen Prüfer ins Haus holen. Eine internationale Firma solle umgehend mit Nachforschungen beauftragt werden, teilte das Unternehmen gestern Abend mit.

Atlantia wolle sichergehen, dass interne Abläufe von Mitarbeitern korrekt befolgt worden seien. Im Mittelpunkt der Ermittlungen der italienischen Steuerpolizei stehen Behörden zufolge möglicherweise gefälschte Berichte über Sicherheitsprüfungen der Brücke.

Von den Ermittlungen betroffen sind Dutzende Atlantia-Manager und Vertreter des italienischen Verkehrsministeriums. Atlantia hat ein Fehlverhalten mehrfach zurückgewiesen. Zu Atlantia gehört auch die Betreiberfirma Autostrade per l’Italia.

43 Menschen bei Einsturz gestorben

Die Autobahnbrücke in Genua war im August 2018 eingestürzt, 43 Menschen starben. Der Abriss und der Wiederaufbau der Brücke, Entschädigungen an Familien der Opfer, Verletzte und andere Betroffene sowie Mautausfälle rund um den Unglücksort in der Hafenstadt haben das Ergebnis von Atlantia 2018 mit rund einer halben Milliarde Euro belastet. Die Holding, an der die Familie Benetton maßgeblich beteiligt ist, hält 88 Prozent der Autostrade-Anteile. Der Rest liegt bei Investoren wie dem Versicherer Allianz.

Zudem gab das Unternehmen bekannt, Finanzchef Giancarlo Guenzi mit dem Experten Tiziano Ceccarani ersetzen zu wollen. Ceccarani soll den Posten zum 1. Oktober antreten. Er war zuvor beim Energiekonzernen Enel und Terna sowie dem Logistik- und Postunternehmen Poste Italiane tätig.