US-Präsident Donald Trump
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Angriff auf saudische Ölanlagen

Trump droht mit Vergeltungsschlag

Die Drohnenangriffe auf zwei wichtige Ölraffinerien in Saudi-Arabien heben den Konflikt zwischen den USA und dem Iran auf eine neue gefährliche Stufe. Die USA vermuten, dass Teheran hinter den Angriffen steckt. US-Präsident Donald Trump drohte in der Nacht auf Montag mit einem Gegenschlag. Die Ölpreise sind bereits drastisch gestiegen.

„Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Täter kennen, und warten mit Gewehr bei Fuß auf die Bestätigung“, twitterte Trump in der Nacht auf Montag. Man warte nun darauf, wen Saudi-Arabien für die Angriffe verantwortlich mache. Saudi-Arabien, das noch nicht offiziell zu den Angriffen Stellung genommen hat, gilt als Erzrivale des Iran in der Region.

Für andere US-Regierungsvertreter können die Luftangriffe aus dem Iran aber auch aus dem Irak stammen, zitierte die „New York Times“ aus einem Hintergrundgespräch mit Regierungsbeamten. Zudem deute die Kombination aus vielen Drohnen und Raketen darauf hin, dass der Angriff über die Fähigkeiten der Huthi-Rebellen im Jemen hinausgehe.

Drohnen schwer zu erfassen

Die Milizen hatten sich zuvor zu den Angriffen bekannt. Am Montag kündigten sie weitere Angriffe auf die saudischen Raffinerien an. Diese seien weiter Zielscheibe und könnten „jeden Moment“ angegriffen werden. Die Huthi-Milizen setzen die im Verhältnis günstigen Drohnen immer wieder gegen das militärisch überlegene Saudi-Arabien ein. Der Vorteil dieser Flugkörper: Sie sind für Radarsysteme schwer zu erfassen, können über einen GPS-Empfänger programmiert werden, auch schwierige Datenverbindungen per Satellit sind nicht notwendig, so die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“).

Welche Rolle der Iran nun bei den aktuellen Angriffen spielt, ist unklar. Durch die Unterstützung der Huthis im Kampf gegen Saudi-Arabien könne der Iran seinen wichtigsten Rivalen in einen teuren Krieg verwickeln, schrieb die „SZ“.

Teheran „bereit für einen Krieg“

US-Außenminister Mike Pompeo sieht keine Beweise dafür, dass die Huthi-Rebellen dafür verantwortlich seien. Er machte am Wochenende den Iran direkt verantwortlich: „Inmitten aller Appelle zu einer Deeskalation hat der Iran einen beispiellosen Angriff auf die weltweite Energieversorgung gestartet“, so Pompeo. Der einflussreiche US-Senator und Trump-Vertraute Lindsey Graham hatte sich schon am Samstag dafür ausgesprochen, iranische Ölraffinerien anzugreifen. Ein solcher Schritt würde der Führung in Teheran „das Rückgrat brechen“.

Grafik zu Nahost
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Als „mutwillige Verletzung des internationalen Rechts“ bezeichnete am Montag der britische Außenminister Dominic Raab die Angriffe in Saudi-Arabien. Bei der Frage, wer dafür verantwortlich ist, sei das Bild aber noch nicht ganz klar.

Teheran sprach von einer „US-Politik der maximalen Lügen“ und wies die US-Vorwürfe zurück, die treibende Kraft hinter den Angriffen gewesen zu sein. Der Luftwaffenchef der Revolutionsgarden, Amirali Hadschisadeh, sagte der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Tasnim zufolge, der Iran sei bereit für einen Krieg.

Rouhani sieht Ablenkungsmanöver

Der iranische Präsident Hassan Rouhani sieht in den Vorwürfen der USA ein Ablenkungsmanöver dafür, dass ihr Verbündeter Saudi-Arabien ständig Luftangriffe auf den Jemen fliege und Menschen töte. Die USA müssten sich selbst und ihre Politik verantwortlich machen. „Wenn wir wirkliche Sicherheit in der Region haben wollen, dann muss die amerikanische Aggression aufhören.“

Trump droht mit Vergeltung

Nach den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien hat US-Präsident Donald Trump mit einem Vergeltungsschlag gedroht.

Trump dementierte indes, jemals Gespräche mit der iranischen Führung „ohne Bedingungen“ in Aussicht gestellt zu haben. Diese Medienberichte seien „wie üblich“ falsch. Zuletzt hatte Trump davon mehrmals selbst gesprochen. Auch Pompeo bestätigte erst am Dienstag, dass Trump zu einem Treffen ohne Vorbedingungen bereit sei.

Rouhani ließ mit einer Antwort nicht lange auf sich warten. Er wolle Trump jedenfalls nicht am Rande der nächsten UNO-Vollversammlung in New York treffen: „Weder steht ein solches Ereignis an, noch wird es stattfinden“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Abbas Musawi, am Montag. „Ein solches Treffen wird es nicht geben.“

Luftbild zeigt Rauch über den Raffineriekomplexen des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco
AP/Planet Labs Inc
Zwei wichtige saudische Raffineriekomplexe standen nach Drohnenangriffen in Flammen

„Legitime Antwort“

Saudi-Arabien führt im Jemen eine von den USA unterstützte Militärkoalition an, die gegen die Huthis kämpft. Diese werden wiederum vom Iran unterstützt und halten große Teile des Nordjemen inklusive der Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle. In den vergangenen Monaten hatten die Huthis mehrmals Ölpipelines und Flughäfen in Saudi-Arabien mit Drohnen attackiert.

Ein Militärsprecher der Huthis hatte den letzten Angriff mit zehn Drohnen als „legitime Antwort“ auf die anhaltende Militärkampagne Saudi-Arabiens im Jemen bezeichnet. Laut USA soll es 19 Einschlagspunkte an den Ölanlagen gegeben haben.