Eklat im ZDF: AfD-Politiker bricht Interview ab und droht

Der thüringische AfD-Chef Björn Höcke hat ein ZDF-Interview abgebrochen, in dem es um seinen Sprachgebrauch und NS-Begriffe gegangen ist. Höcke warf dem ZDF-Journalisten in dem gestern Abend ausgestrahlten Interview vor, ihn mit Fragen zu konfrontieren, die „nicht wirklich redlich“ seien. Höckes Sprecher, der bei der Aufnahme anwesend war, verlangte eine Wiederholung des Interviews, was der Journalist aber ablehnte.

„Massive Konsequenzen“ angedroht

„Dann haben wir ein manifestes Problem“, sagte Höcke. „Ich kann Ihnen sagen, dass das massive Konsequenzen hat.“ Kurz darauf sagte er: „Wir beenden das Interview. Nur dann ist klar: Wir wissen nicht, was kommt. Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird.“

Auf die Frage des ZDF-Journalisten, ob das eine Drohung sei, sagte Höcke: „Das ist nur eine Aussage, weil ich auch nur ein Mensch bin“, sagte Höcke. Der Interviewer hakte nach und fragte den AfD-Politiker: „Und was könnte kommen? Wenn Sie sagen, wir wissen nicht, was kommt.“ Höcke entgegnete: „Vielleicht werde ich auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Land. Könnte doch sein.“

Aus „Mein Kampf“ oder von Höcke?

Vor Beendigung des Interviews waren Höcke Aussagen von Parteikollegen gezeigt worden. Diesen hatte der Redakteur Aussagen von Höcke vorgelegt und sie gefragt: „Ist das aus ‚Mein Kampf‘ oder von Herrn Höcke?“ Bei einem Beispiel antwortete der AfD-Bundestagsabgeordnete Jens Maier: „Wenn eher aus ‚Mein Kampf‘, würde ich sagen, aber nicht von Herrn Höcke.“

Höcke sagte in dem Interview: „Ich glaube nicht, dass es eine allgemein gültige Definition dessen gibt, was eine NS-Diktion, was NS-Sprache ist.“ Kritikerinnen und Kritiker, die ihm eine sprachliche Nähe zum Nationalsozialismus vorwerfen, seien „Stellenmarkierer“. Diese wollten „kontaminieren, was angeblich nicht mehr sagbar ist“, fügte Höcke hinzu.

Bei der Diskussion über die Wortwahl des AfD-Politikers griff Höckes Sprecher ein und sagte: „Das geht so nicht. Sie haben jetzt Herrn Höcke mit Fragen konfrontiert, die ihn stark emotionalisiert haben.“ Höcke sagte, er sei nicht auf Fragen zu dem Thema vorbereitet gewesen: „Wir hätten doch eigentlich mit schönen Sachfragen zur Landespolitik einsteigen können, und Sie hätten die Fragen dann am Ende, wenn wir am Laufen waren, nochmal vielleicht stellen dürfen.“

Protest des Journalistenverbands

Der Deutsche Journalistenverband protestierte gegen Höckes Verhalten gegenüber dem ZDF-Journalisten. „Björn Höcke hat ein weiteres dunkles Kapitel des gestörten Umgangs der AfD mit der Pressefreiheit im Allgemeinen und kritischen Journalistinnen und Journalisten im besonderen aufgeschlagen“, kritisierte DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall.

Es sei völlig richtig gewesen, dass sich der ZDF-Kollege nicht darauf eingelassen habe, das Interview in Höckes Sinn zu führen. Auch ZDF-Chefredakteur Peter Frey verteidigte das Vorgehen. Frey hielt auch die Veröffentlichung des vorzeitig beendeten Interviews für richtig: „Wir haben uns darüber wirklich intensiv Gedanken gemacht. Wie soll man damit umgehen?“, sagte er. „Und ich glaube, die transparenteste Lösung, auch für unsere Zuschauer, ist einfach gewesen, dass wir die 12 Minuten, 14 Minuten nehmen, sie ungeschnitten, so wie die Szene eben abgelaufen ist in Erfurt am letzten Mittwoch, in die Mediathek stellen, so dass jeder sehen kann, was passiert ist.“