Präsidentenwahl in Tunesien: Stichwahl zeichnet sich ab

Bei der Präsidentenwahl in Tunesien zeichnet sich eine Stichwahl ab. Nach Auswertung von 52 Prozent der abgegebenen Stimmen lag der unabhängige Kandidat und Verfassungsrechtler Kais Saied mit 18,7 Prozent an der Spitze der 26 Kandidaten, teilte die Unabhängige Wahlkommission Isie heute mit. Dahinter folgte der Medienunternehmer Nabil Karoui mit 15,5 Prozent.

Karoui sitzt derzeit im Gefängnis, die tunesische Justiz wirft ihm Geldwäsche und Steuerhinterziehung vor. Der Medienmogul hatte sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als Wohltäter aufgebaut, indem er vor den Kameras seines Senders Nessma TV Elektrogeräte oder Nahrungsmittel an Arme verteilte. Karouis Inhaftierung hatte Umfragen zufolge seine Beliebtheitswerte steigen lassen.

Seine Anwälte kündigten an, dass sie einen neuen Antrag auf Haftentlassung stellen werden. Dieser solle innerhalb von 24 Stunden bei der Justiz eingereicht werden. Die bisherigen drei Anträge auf Entlassung aus der U-Haft waren alle abgelehnt worden.

Wahlbeteiligung bei 45 Prozent

Auf Platz drei liegt mit 13,1 Prozent der Kandidat der islamisch-konservativen Ennahda, Abdelfattah Mourou. Der bisherige Verteidigungsminister Abdelkarim Zbidi (9,8 Prozent) und Regierungschef Youssef Chahed (7,4 Prozent) liegen derzeit abgeschlagen dahinter. Die Wahlbeteiligung lag bei Schließung der Wahllokale bei 45 Prozent.

Tunesien gilt als einziges Land der Region, das nach den arabischen Aufständen von 2011 weitreichende demokratische Reformen eingeleitet hat. Das Land kämpft allerdings mit großen wirtschaftlichen Problemen.

Das Datum der Stichwahl steht noch nicht fest. Sie muss aber vor dem 23. Oktober stattfinden und könnte möglicherweise mit der Parlamentswahl am 6. Oktober zusammengelegt werden.