Außenseiter in Tunesien-Stichwahl

Bei der Präsidentschaftswahl in Tunesien kommt es zu einer Stichwahl zwischen zwei politischen Außenseitern. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis gewann der Verfassungsrechtler Kais Saied die erste Runde der Wahl mit 18,4 Prozent der Stimmen, wie die Obere Unabhängige Wahlbehörde Isie heute mitteilte. Dahinter lag der derzeit inhaftierte Medienunternehmer Nabil Karoui mit 15,6 Prozent. Ein Termin für die Stichwahl steht noch nicht fest. Die Justiz wirft Karoui Geldwäsche und Steuerhinterziehung vor.

Ein Mann liest eine tunesische Tageszeitung mit Fotos von Kaïs Saied und Nabil Karoui auf der Titelseite
AP/Mosa’ab Elshamy

Derzeit amtierende Politiker und die Kandidaten der im Parlament vertretenen Parteien wurden deutlich abgestraft. Ministerpräsident Youssef Chahed kam nur auf 7,4 Prozent, Verteidigungsminister Abdelkarim Zbidi lag mit 10,7 Prozent knapp davor. Und auch der Kandidat der islamisch-konservativen Ennahda, Abdelfattah Mourou, verpasste mit 12,9 Prozent deutlich den Einzug in die Stichwahl.

Die Wahlbeteiligung lag mit 45 Prozent weit unter dem Wert der vorangegangenen Präsidentschaftswahl vor fünf Jahren. Damals gaben knapp 63 Prozent der registrierten Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen ab. Trotz umfassender demokratischer Reformen nach den arabischen Aufständen 2011 sind viele Menschen in Tunesien unzufrieden und hadern vor allem mit der schlechten Wirtschaftslage.