Russische Küstenwache
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„Wilderer“ auf See

Russland im Clinch mit Nordkorea

Im Japanischen Meer schwelen einige Konflikte, einer davon ist derzeit wieder aktuell und eher ungewöhnlich: Eine russische Patrouille wurde laut Angaben aus Moskau von „Wilderern“ aus Nordkorea angegriffen. Dutzende Männer seien festgenommen worden, hieß es am Mittwoch. Immer wieder tauchen nordkoreanische Fischer jenseits der erlaubten Reviere auf, oft waren es auch schon „Geisterschiffe“.

Russische Grenzsoldaten hätten insgesamt 161 Personen festgenommen, nachdem von einem nordkoreanischen Boot aus auf ein russisches Patrouillenschiff geschossen worden sei, berichtete die russische Nachrichtenagentur Sputnik (RIA) am Mittwoch. Der Vorfall hatte sich bereits am Dienstag ereignet. Zuvor war von 80 Festnahmen die Rede gewesen.

Eine russische Patrouille habe zwei nordkoreanische Schoner, Segelschiffe und elf Motorboote entdeckt, die vor der Küste im fernen Osten des Landes illegal gefischt hatten. Sie habe das erste Schiff gestellt, wobei dann vom zweiten aus das Feuer eröffnet worden sei, meldete die Agentur unter Berufung auf die russischen Sicherheitsbehörden. Auf illegale Fischerei stehen in Russland Haftstrafen.

Indiz für schwere Krise in Nordkorea

Laut dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB wurden bei dem Zwischenfall drei Soldaten der Küstenwache verletzt. Schauplatz sei die russische Wirtschaftszone im Japanischen Meer gewesen. Als ein Trupp aus Soldaten das zweite Schiff mit etwa 45 Männern an Bord betreten habe, sei er angegriffen worden.

Schließlich seien beide Schiffe festgesetzt und die Besatzungen festgenommen worden. Die oberste Ermittlungsbehörde in Moskau teilte mit, dass sich die Festgenommenen wegen des Angriffs auf das Leben russischer Staatsschützer verantworten müssten. Ihnen droht lebenslange Haft.

Der Vorfall war nicht der erste seiner Art. Zuletzt stoppte die russische Küstenwache 16 Boote bzw. Schiffe mit über 250 Mann Besatzung. Sie hatten vor der russischen Küste illegal Tintenfisch gefangen. Nordkoreanische Fischer sind regelmäßig auch außerhalb ihres erlaubten Aktionsradius unterwegs, was vor allem eine Folge der schweren wirtschaftlichen Krise in dem Land ist. Regelmäßig werden dort Grundnahrungsmittel knapp.

Russen und Südkoreaner in Nordkorea festgesetzt

Es wurden aber auch umgekehrt schon russische Fischer in Nordkorea festgenommen, zuletzt im Juli. Ihnen und zwei Südkoreanern wurden Grenzverletzungen vorgeworfen. Die Besatzung des Bootes, das zum Krabbenfang ausgelaufen und dabei offenbar in nordkoreanische Gewässer gelangt war, gab einen Motorschaden und folglich Manövrierunfähigkeit als Grund an. Im Oktober meldete Nordkorea die Festnahme südkoreanischer Fischer, deren Boot wiederum in den Hoheitsgewässern Pjöngjangs unterwegs gewesen sein soll. Sie wurden später wieder freigelassen.

„Geisterschiffe“ vor Japan

Für weltweites mediales Aufsehen sorgte eine ganze Reihe von Vorfällen, die schon etwas länger zurückliegen. 2017 etwa wurden vor der Küste Japans in regelmäßigen Abständen Boote mit Leichen gefunden, über das ganze Jahr verteilt mehr als hundert. Teils waren sie bereits skelettiert, immer wieder hieß es, bei den Toten handle es sich um Fischer aus Nordkorea. Ähnlich war es in den Jahren davor.

Ein Fischerboot aus Nordkorea
Reuters/KYODO Kyodo
An Bord von „Geisterschiffen“ wurden Hunderte Tote gefunden

Die „Geisterschiffe“, wie sie genannt wurden, gaben in einigen Fällen Rätsel auf, sie tauchten meist in den Wintermonaten bei schlechtem Wetter auf, es gab aber auch eine mögliche Erklärung. Die Häufung der Schiffe hänge schlicht mit den Sanktionen zusammen, die wegen des Atomstreits gegen das Regime in Pjöngjang verhängt wurden und Nordkorea wirtschaftlich schwer treffen.

Meer der Konflikte

Wegen Lebensmittelknappheit würden die Fischer zu weit in das Japanische Meer hinausfahren. Dabei seien die Boote meist eher für die küstennahe Fischerei gedacht, hieß es. Sie verfügten über keine modernen Navigationsgeräte und seien in einem technisch schlechten Zustand.

Im Japanischen Meer schwelen – abseits dieser Vorfälle – mehrere Konflikte. Japan und Südkorea erheben gegenseitige Gebietsansprüche, etwa auf die Insel Dokdo bzw. Takeshima. Selbst über den Namen des Meeres gibt es einen Streit zwischen Russland, Nord- und Südkorea und Japan.