Thomas Cook
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Nach 178 Jahren

Vom Prediger zur Pleite

Der Baptistenprediger Thomas Cook hat als Pionier der Pauschalreise mit neuen, revolutionären Ideen dafür gesorgt, dass selbst die exotischsten Reisen nicht nur reichen Individualisten vorbehalten blieben. Seine erste Reise organisierte Cook bereits 1841. Mit einem Sonderzug brachte er 570 Personen von Leicester nach Loughborough zu einem Abstinenzlertreffen.

In den Jahren danach folgten zahlreiche Pioniertaten im neu entstehenden Reisebusiness. 1855 organisierte Cook die erste Europarundreise für britische Touristen. Sie führte über Brüssel, Köln, Heidelberg, Baden-Baden, Straßburg und Paris zurück über Le Havre oder Dieppe nach London. Elf Jahre später folgte die erste Amerikareise, nochmals drei Jahre später die erste Nil-Kreuzfahrt mit einem Dampfer.

1872 führte Cook persönlich die erste Weltreise an. Ausgehend von Liverpool legte die Gruppe in 222 Tagen 40.000 Kilometer zurück. Die Reise kostete 300 Pfund. Das entspricht dem heutigen Wert von rund 35.000 Euro. Dazwischen erfand Cook den Hotelvoucher und damit ein wichtiges Instrument der Pauschalreise (1868) sowie sieben Jahre später den Reisekreditbrief, den Vorläufer der Reisechecks.

Kameltour, 1880er
picturedesk.com/Thomas Cook Archive/Mary Evans
Eine Thomas-Cook-Reise nach Luxor in Ägypten in den 1880er Jahren

Twain und Churchill als Kunden

Zu den prominentesten Reisenden von Thomas Cook zählten die Literaten Mark Twain und Rudyard Kipling sowie der britische Premierminister Winston Churchill. Pünktlich zur Jahrhundertwende 1900 wurde das Unternehmen zum weltweiten Marktführer in der Reisebranche. 1919 vertrieb das Unternehmen die ersten Flugtickets. Weltmarktführer war Thomas Cook schon länger nicht mehr. Bis zuletzt arbeitete der Konzern mit 22.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und begleitete jährlich 19 Millionen Reisende.

Ab 1928 ging das Familienunternehmen durch mehrere Hände, war zunächst im Besitz der französischen Zugsgesellschaft Compagnie Internationale des Wagons-Lits et des Grands Express Europeens, ehe im Jahr 1948 die nationale britische Eisenbahn British Railways ans Ruder kam.

In Hand von Finanzunternehmen

Gelangte das Unternehmen ab den 1970er Jahren in die Hände britischer Finanzunternehmen, bestimmten ab den 1990er Jahren deutsche Anteilseigner den Kurs bei Thomas Cook. Im Jahr 1992 stieg die Westdeutsche Landesbank (West LB) ein und übernahm es drei Jahre später ganz. Danach übernahm die Hannoveraner Preussag die Kontrolle.

Im Jahr 2001 erfolgte die Fusion mit der C&N Touristik, benannt nach der Marke Neckermann und der Fluglinie Condor. Im Zuge der Übernahme des britischen Reiseveranstalters MyTravel ging das Traditionsunternehmen im Jahr 2007 an die Londoner Börse.

Drittgrößter Anbieter in Österreich

Seither ging es für das Unternehmen Schritt für Schritt bergab. Einzig der Einstieg des chinesischen Mischkonzerns Fosun 2015 gab dem Reiseveranstalter noch etwas Auftrieb. Auch beim aktuellen Rettungspaket hätten die Chinesen mitmischen sollen. Dieser Deal ist allerdings geplatzt, eine Pleite wurde unausweichlich.

In Österreich ist Thomas Cook der drittgrößte Anbieter von Pauschalreisen nach TUI und REWE Austria Touristik, mit rund einer Viertelmillion Reisenden jährlich. Ende 2017 beteiligte sich der Konzern mit seiner Airline Condor auch im Verfahren um die insolvente Fluglinie Niki und kooperierte später mit dem erfolgreichen Bieter Laudamotion.