Van der Bellen
APA/Bundesheer/Carina Karlovits
Van der Bellen auf UNO-Gipfel

„Thunberg hat weitgehend recht“

Beim UNO-Klimagipfel in New York hat die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg in einer emotionalen Rede der Politik schwere Vorwürfe gemacht. Sie kreidete den politisch Verantwortlichen Versäumnisse und Profitgier auf Kosten der Umwelt an. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen nahm am Gipfel teil und rief Österreich zu einem größeren Beitrag zum Klimaschutz auf.

Thunberg hielt am Montag in New York eine wütende Brandrede, die sich an Politikerinnen und Politiker aus aller Welt richtete. „Menschen leiden. Menschen sterben. Wir befinden uns am Anfang eines Massenaussterbens, und alles, woran ihr denken könnt, sind Geld und Märchen von ewigem Wachstum. Wie könnt ihr es wagen!“, so die Schwedin.

Wenn der Umweltschutz ernst genommen würde, müsste sie nicht in New York sein, sagte Thunberg, die sich für ihren Kampf ein Jahr vom Unterricht befreien ließ. „Ich wäre in der Schule, auf der anderen Seite des Ozeans.“ Dass sie das nicht könne, sei Schuld der Politik: „Ihr habt mit euren leeren Worten meine Träume und meine Kindheit gestohlen.“

CO2-Neutralität bis 2050

Van der Bellen sagte am Abend in der ZIB2, Thunberg habe mit ihren Vorwürfen „weitgehend recht“. „Die wissenschaftliche Evidenz, was den Klimawandel, die Klimakrise betrifft, ist im Wesentlichen seit 20, 30 Jahren bekannt. Die Wissenschaft hat in meinen Augen nur einen Fehler gemacht. Die Dynamik der Veränderung des Klimas und die Folgen davon wurden unterschätzt“, sagte er. Es sei gut, dass die junge Generation, die politische Führung von morgen, ankündige, „das Ruder zu übernehmen“, so Van der Bellen in New York.

Thunberg auf dem UNO-Klimagipfel

Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg warf Politikern aus aller Welt eklatantes Versagen beim Klimaschutz vor. „Alles, woran ihr denken könnt, sind Geld und Märchen von ewigem Wachstum.“ (Quelle: APTN)

Österreich durfte beim Klimagipfel nicht ans Rednerpult. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hatte angekündigt, dass nur Vertreter von Staaten sprechen dürften, die neue Klimapläne präsentieren konnten. Dazu gehörte Österreich nicht. Doch Österreich gehörte zu jenen 66 Ländern, die sich verpflichteten, bis zum Jahr 2050 CO2-Neutralität zu erreichen. Bei der CO2-Neutralität geht es darum, nicht mehr Kohlendioxid auszustoßen, als gleichzeitig abgebaut oder gespeichert werden kann.

Green Climate Fund

Die Gründung des Green Climate Fund wurde von 194 Staaten bei der Klimakonferenz 2010 in Cancun in Mexiko beschlossen. Mit dem Fonds werden Klimamaßnahmen in Entwicklungsländern gefördert. Österreich will heuer noch 30 Millionen Euro einbringen.

Aufruf zu Maßnahmen in nächsten Jahren

Dass diese Selbstverpflichtung von einer Bundesregierung eingegangen wurde, die bald nicht mehr im Amt ist, tat für Van der Bellen nichts zur Sache. „Das ändert nichts daran, dass wir uns auch in Österreich bewusst sind, dass es so nicht weitergehen kann“, so der Bundespräsident in der ZIB2. Er rief Österreich zudem auf, weitere Maßnahmen zu setzen. Er forderte eine deutliche CO2-Reduktion schon in den kommenden zehn Jahren.

„Wenn man das will, wird es gelingen“, sagte Van der Bellen. Die 30 Millionen Euro, die Österreich zum Green Climate Fund beitragen will, könnten in Anbetracht der Beträge anderer Länder auch „nur ein erster Schritt“ sein. Die Steigerung auf 100 Millionen Euro sei möglich, aber „nicht von heute auf morgen“, so Van der Bellen.

Bundespräsident Van der Bellen vom Klimagipfel

Die von Österreich für den Green Climate Fund der Vereinten Nationen zugesagten 30 Millionen Euro könnten nur ein Anfang sein, so der Bundespräsident.

Zuspruch für Van der Bellens Initiative

Neben dem Bundespräsident nahm am Klimagipfel auch Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein teil. Zusammen trafen sie die isländische Ministerpräsidentin Katrin Jakobsdottir. Van der Bellen lobte dabei insbesondere „die gute Zusammenarbeit in der Außen- und Sicherheitspolitik, bei Menschenrechten und im Kampf gegen die Klimakrise.“

Die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova betonte bei ihrer Rede in New York ihre Unterstützung für Van der Bellens „Initiative for more Climate Ambition“, der sie sich bereits vor dem Klimagipfel angeschlossen hatte. Die Initiative fordert „rasche und mutige Schritte“ im „Kampf gegen die Klimakrise“. Sie werde nun von 34 Staatsoberhäuptern mitgetragen, so Van der Bellen am Rande des Gipfels.

Globale Wende eingemahnt

Bei dem Treffen in New York gab auch UNO-Generalsekretär Guterres den jungen Klimaaktivistinnen und -aktivisten recht. Die ältere Generation habe bisher beim Klimaschutz versagt. Guterres verlangte als Teil einer globalen Kehrtwende unter anderem, dass nicht weiter „Billionen von Steuergeldern“ für die Unterstützung des fossilen Energiesektors ausgegeben würden. Der Bau neuer Kohlekraftwerke müsse weltweit eingestellt werden.

Trump und Thunberg am Rande des UNO-Gipfels

US-Präsident Donald Trump nahm von der Aktivistin Greta Thunberg keine Notiz. Das Video von dem ungeplanten Moment verbreitete sich im Internet.

Überraschend erschien beim Klimagipfel US-Präsident Donald Trump – allerdings nur für einige Minuten. Er setzte sich kurz ins Plenum, obwohl er ursprünglich nicht an dem Treffen hatte teilnehmen wollen. Trump hat den menschengemachten Klimawandel immer wieder angezweifelt und den Austritt seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen angekündigt. Offiziell wurden die USA bei dem Gipfel nur durch eine Büroleiterin des Außenministeriums vertreten.

Eine Art Zusammentreffen zwischen Trump und Thunberg gab es am Rande des Gipfels. Ein Video, das mehrere TV-Sender wie BBC und ARD am Montag veröffentlichten, zeigte, wie Trump mit seiner Delegation hinter den Kulissen des Klimagipfels durch einen Gang des Hauptquartiers der Vereinten Nationen in New York ging. Thunberg stand wenige Meter entfernt im selben Gang. Sie sah ihm mit ernster Miene hinterher. Der kurze ungeplante Moment wurde im Internet massenhaft verbreitet und kommentiert.