Umweltaktivistin Greta Thunberg und US-Präsident Donald Trump
Reuters/Andrew Hofstetter
Trump vs. Thunberg

Böse Blicke, böser Tweet

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg und US-Präsident Donald Trump – unterschiedlicher könnten Positionen zum Umweltschutz wohl kaum sein. Deutlich wurde das einmal mehr beim UNO-Klimagipfel in New York am Montag. Mit grimmiger Miene blickte die junge Aktivistin dem Präsidenten hinterher, nachdem sie eine flammende Rede für den Klimaschutz gehalten hatte. Am Dienstag dann schoss Trump via Twitter zurück.

Wirklich aufeinander getroffen sind Trump und Thunberg allerdings nicht. Das auf mehreren TV-Sendern ausgestrahlte Video lässt sogar vermuten, dass der US-Präsident die 16-jährige Klimaaktivistin gar nicht wahrgenommen hatte – umgekehrt allerdings sehr wohl. Das Video zeigt Trump mit seiner Delegation hinter den Kulissen des Klimagipfels durch einen Gang des Hauptquartiers der Vereinten Nationen in New York gehen. Thunberg stand wenige Meter entfernt im selben Gang. Der kurze ungeplante Moment wurde im Internet massenhaft verbreitet und kommentiert.

Es waren nur ein paar Sekunden, die jedoch später wohl auch Trump via Social Media mitbekommen haben dürfte. Prompt reagierte er am frühen Dienstagmorgen. „Sie sieht wie ein sehr glückliches junges Mädchen aus, das sich auf eine strahlende und wundervolle Zukunft freuen darf. So nett zu sehen!“, schrieb der US-Präsident in einem Tweet. Dazu verlinkte er einen Videoausschnitt der Rede Thunbergs. Doch dürfte er das kaum ernst gemeint haben, vielmehr ist die Reaktion als polemische Kritik auf Thunbergs auf Fakten basierende und emotionale Rede zu werten – und möglicherweise auch auf Thunbergs grimmigen Blick.

Trump und Thunberg am Rande des UNO-Gipfels

US-Präsident Donald Trump nahm von der Aktivistin Greta Thunberg keine Notiz. Das Video von dem ungeplanten Moment verbreitete sich im Internet.

Dass Trump überhaupt kam, wenn auch nur für einige Minuten, ist überraschend. Er setzte sich kurz ins Plenum, obwohl er ursprünglich nicht an dem Treffen hatte teilnehmen wollen. Trump hat den menschengemachten Klimawandel immer wieder angezweifelt und den Austritt seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen angekündigt. Offiziell wurden die USA bei dem Gipfel nur durch eine Büroleiterin des Außenministeriums vertreten.

Fox-News-Kommentator beschimpfte Thunberg

Unterdessen musste sich der Sender Fox News entschuldigen, da der politische Kommentator Michael Knowles live auf Sendung Thunberg beschimpft hatte. Er nannte die 16-Jährige ein „psychisch krankes schwedisches Kind“. Knowles und ein weiterer Kommentator namens Christopher Hahn hätten über die Effekte der Klimakrise diskutieren sollen – redeten dann aber hauptsächlich über Thunberg. „In der Klima-Hysterie-Bewegung geht es nicht um Wissenschaft“, sagte Knowles.

„Wenn es um Wissenschaft gehen würde, dann würden Wissenschaftler sie (die Bewegung, Anm.) leiten anstatt Politiker und ein psychisch krankes schwedisches Kind, das von seinen Eltern und der internationalen Linken ausgebeutet wird“, so Knowles weiter. Mehr als 90 Prozent der Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler weltweit halten die Erwärmung allerdings für menschengemacht.

Sein Gesprächspartner Hahn reagierte jedenfalls prompt auf den Angriff auf die 16-jährige Klimaaktivistin: „Sie sind ein erwachsener Mann und Sie attackieren ein Kind. Schämen Sie sich!“, so Hahn. Als Knowles zu protestieren versuchte, schnitt ihm Hahn das Wort ab. US-amerikanische Medien schrieben nur kurze Zeit später, Fox News werde Knowles nicht mehr einladen. Ein Sprecher des Senders sagte dem „Hollywood Reporter“, Fox News habe „keine Pläne“, den konservativen Politkommentator jemals wieder in eine Sendung einzuladen.

„Wie könnt ihr es wagen!“

Thunberg hielt in New York eine wütende Brandrede, die sich an Politikerinnen und Politiker aus aller Welt richtete. „Menschen leiden. Menschen sterben. Wir befinden uns am Anfang eines Massenaussterbens, und alles, woran ihr denken könnt, sind Geld und Märchen von ewigem Wachstum. Wie könnt ihr es wagen“, so die Schwedin. Den Politikern warf sie vor: „Sie lassen uns im Stich! Aber die jungen Leute beginnen, ihren Verrat zu durchschauen.“

Wenn der Umweltschutz ernst genommen würde, müsste sie nicht in New York sein, sagte Thunberg, die sich für ihren Kampf ein Jahr vom Unterricht befreien ließ. „Ich wäre in der Schule, auf der anderen Seite des Ozeans.“ Dass sie das nicht könne, sei die Schuld der Politik: „Ihr habt mit euren leeren Worten meine Träume und meine Kindheit gestohlen.“ Trump sah diese Rede nicht live.

Bundespräsident Van der Bellen vom Klimagipfel

Die von Österreich für den Green Climate Fund der Vereinten Nationen zugesagten 30 Millionen Euro könnten nur ein Anfang sein, so der Bundespräsident.

Van der Bellen: „Thunberg hat weitgehend recht“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen nahm indes am Gipfel teil und rief Österreich zu einem größeren Beitrag zum Klimaschutz auf. Er nahm auch zu Thunbergs Rede am Montagabend in der ZIB2 Stellung. Die Aktivistin habe mit ihren Vorwürfen „weitgehend recht“, so Van der Bellen. „Die wissenschaftliche Evidenz, was den Klimawandel, die Klimakrise betrifft, ist im Wesentlichen seit 20, 30 Jahren bekannt. Die Wissenschaft hat in meinen Augen nur einen Fehler gemacht. Die Dynamik der Veränderung des Klimas und die Folgen davon wurden unterschätzt“, sagte er. Es sei gut, dass die junge Generation, die politische Führung von morgen, ankündige, „das Ruder zu übernehmen“, so Van der Bellen in New York.

Österreich durfte beim Klimagipfel aber nicht ans Rednerpult. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hatte angekündigt, dass nur Vertreter von Staaten sprechen dürften, die neue Klimapläne präsentieren konnten.

Green Climate Fund

Die Gründung des Green Climate Fund wurde von 194 Staaten bei der Klimakonferenz 2010 in Cancun in Mexiko beschlossen. Mit dem Fonds werden Klimamaßnahmen in Entwicklungsländern gefördert. Österreich will heuer noch 30 Millionen Euro einbringen.

Klimakrise – Verstoß gegen Kinderrechtskonvention?

Thunberg ist die Initiatorin der Jugendbewegung „Fridays for Future“, die vergangene Woche weltweit Millionen Menschen zu einem Klimastreik auf die Straße gebracht hat. Die Klimaaktivistin und 15 weitere Kinder und Jugendliche aus zwölf Ländern haben am Montag eine Beschwerde beim Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen eingereicht.

Thunberg auf dem UNO-Klimagipfel

Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg warf Politikern aus aller Welt eklatantes Versagen beim Klimaschutz vor. „Alles, woran ihr denken könnt, sind Geld und Märchen von ewigem Wachstum.“ (Quelle: APTN)

Darin werfen sie den UNO-Mitgliedsstaaten vor, nicht genug gegen die Klimakrise zu unternehmen und damit gegen die vor 30 Jahren verabschiedete UNO-Kinderrechtskonvention zu verstoßen, wie das UNO-Kinderhilfswerk (UNICEF) am Montag mitteilte. Die 1989 verabschiedete Kinderrechtskonvention legt Standards zum Schutz von Kindern weltweit fest – zu den Themen Überleben, Entwicklung, Nichtdiskriminierung, Interessenwahrnehmung und Beteiligung.

Macron kritisiert Thunberg

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kritisierte Thunberg wegen der Beschwerde, die sich auch gegen Frankreich, Deutschland und drei weitere Staaten richtet. Die jungen Aktivisten sollten sich auf diejenigen konzentrieren und Druck ausüben, die versuchten, Dinge zu blockieren, sagte Macron am Dienstag. Er habe nicht das Gefühl, dass das die französische oder die deutsche Regierung sei, so Macron.