Eingangsportal der Österreichischen Nationalbank
ORF.at/Carina Kainz
Personalaffäre

Nervenschlacht in der Nationalbank

Kaum ein Monat im Amt, hat Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), heftige Unruhe in das Haus gebracht. Grund waren Personalentscheidungen, die Holzmann und sein Direktoriumskollege Eduard Schock (beide von der FPÖ nominiert) am Freitag in Eigenregie getroffen haben. Drei Tage später sind diese laut OeNB-Betriebsrat wieder vom Tisch.

Rücksprache für die Kündigungen in der Vorwoche hatte es weder mit Vizegouverneur Gottfried Haber und dem vierten OeNB-Direktor, Thomas Steiner noch mit dem Generalrat unter Leitung von Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer (alle ÖVP) gegeben. Vor allem der Rauswurf der Personalchefin des Hauses, Susanna Konrad-El Ghazi, sorgte dabei für Empörung. Die Tochter des langjährigen Raiffeisen-Generalanwalts Christian Konrad wurde mit sofortiger Wirkung dienstfrei gestellt, ihr Zimmer musste sie unter Aufsicht des Sicherheitsdienstes räumen, berichteten „Standard“ und „profil“. Anschließend wurde das Büro versiegelt.

Reaktionen folgten prompt: Mahrer zeigte sich „höchstverwundert über eine derartige Vorgehensweise“, der – ebenfalls nicht vorab informierte – Betriebsrat verfasste ein Schreiben an die OeNB-Führung zu der Causa und bezeichnete die Vorgänge als nicht dem „Stil“ der Nationalbank entsprechend. Seitens der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) hieß es: „Ein Führungsstil, der auf Angst und Einschüchterung basiert, wird nicht dazu führen, dass motivierte Mitarbeiter die großen Herausforderungen der Bank gut bewältigen.“

Der frühere Weltbank-Direktor Robert Holzmann
APA/EXPA/Michael Gruber
Gouverneur Holzmann hatte einen eher missratenen Einstand

Alles deutet auf Rücknahme

Am Montag kamen die Spitzen der OeNB zu stundenlangen Krisensitzungen zusammen – mit folgendem Ergebnis: „Der Präsident des Generalrates ist mit dem Direktorium übereingekommen, dass die bankinternen Entscheidungen der letzten Tage, über die auch medial berichtet wurde, einer zeitnahen externen Prüfung unter Einbeziehung der internen Revision und weiterer bankinterner Kapazitäten unterzogen werden.“ Nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse werde der Generalrat informiert und anschließend über weitere Schritte beraten.

Später gab dann der Betriebsrat bekannt: „Wir wurden informiert, dass es keine Kündigung gibt.“ Der vierköpfige Betriebsrat der Nationalbank war am frühen Montagnachmittag zu einem rund einstündigen Gespräch mit dem – komplett vertretenen – OeNB-Direktorium eingeladen worden. Das Direktorium habe mit „gemeinsamer Stimme“ gesprochen, und das Gespräch habe in „professioneller Atmosphäre“ stattgefunden, hieß es vom Betriebsrat.

So eindeutig dürfte das Ergebnis aber nicht feststehen – laut Holzmann-Sprecher Rudolf Kaschnitz ist die Dienstfreistellung von Konrad-El Ghazi noch aufrecht. Dem „Standard“ zufolge stellt sich allerdings die Frage, ob der Rauswurf rechtswirksam zustande gekommen ist – was der Betriebsrat ausschließt.

Grafik zeigt Führungsgremien der Nationalbank
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA; Fotos: APA/OEBFA/BMF

Anlassfall der Kündigung am Freitag soll eine Entscheidung der Personalchefin gewesen sein, in der es um die Dauerkarenzierung eines Notenbankers gegangen ist. Konrad-El Ghazi wurde vorgeworfen, diese Entscheidung ohne Direktoriumsbeschluss getroffen zu haben. Als inoffizieller Grund dagegen wurde genannt, dass sich die Managerin geweigert haben soll, hoch dotierte Verträge mit Beratern der neuen FPÖ-nahen Direktoren abzuschließen.

Dicke Luft in der Oesterreichischen Nationalbank

Der neue Gouverneur Robert Holzmann hat die Personalchefin der Notenbank gekündigt und mit sofortiger Wirkung dienstfrei gestellt.

Und Konrad-El Ghazi war offenbar nicht die Einzige, die Holzmann loswerden wollte: Pressesprecher Christian Gutlederer sei vor die Wahl gestellt worden, entweder den Job als stellvertretender Filialleiter der OeNB-Zweigstelle in Innsbruck anzunehmen oder die Nationalbank ganz zu verlassen. Und dem langjährigen Leiter der OeNB-Hauptabteilung Beteiligungen, Zahlungsverkehr und Interne Dienste, Stefan Augustin, sei ein sofortiger Pensionsantritt nahegelegt worden, hieß es. Augustin ist 62 Jahre alt – und damit acht Jahre jünger als Holzmann selbst. Auch diese Forderung ist laut Betriebsrat vom Tisch.