Geschwister-Scholl-Preis für inhaftierten türkischen Journalisten

Der inhaftierte türkische Journalist Ahmet Altan bekommt in diesem Jahr den Geschwister-Scholl-Preis. Er wird für sein Buch „Ich werde die Welt nie wiedersehen. Texte aus dem Gefängnis“ ausgezeichnet, wie der Landesverband Bayern im Börsenverein des Deutschen Buchhandels heute mitteilte. Es ist eine Entscheidung, die die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen der Türkei und der EU und insbesondere Deutschlands, erneut belasten könnte.

„Texte zeigen, wie es um Türkei bestellt ist“

„Ahmet Altans Texte zeigen auf eine ruhige, klare Weise, wie es im Augenblick um die Türkei bestellt ist“, urteile die Jury. Altan, ein prominenter Journalist, der als Kritiker von Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt, war kurz nach dem Putschversuch in der Türkei vom Juli 2016 verhaftet worden.

Er wurde im Februar 2018 wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Höchstgericht senkte die Strafe auf 15 Jahre Haft.

„Zunehmend autoritäre Gesellschaften“

„Mit dem politisch motivierten Urteil wurde ein kritischer Kommentator des Geschehens in der Türkei seiner Freiheit beraubt“, hieß es in der Jurybegründung. „Sein Schicksal ist leider beispielhaft für die Situation vieler unabhängiger Journalistinnen und Journalisten in zunehmend autoritären oder auch diktatorischen Gesellschaften.“

Damit erinnere er an das Vermächtnis der Geschwister Scholl, denen der Preis gewidmet ist. Die Auszeichnung erinnert an Sophie und Hans Scholl, die während der Nazi-Zeit der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ in München angehörten und später von den Nationalsozialisten ermordet wurden.