Proteste legen öffentliches Leben in Haiti lahm

Die seit Tagen andauernden Proteste gegen die Regierung und gewalttätige Krawalle haben das öffentliche Leben in Haiti weitgehend lahmgelegt. In der Stadt Les Cayes im Süden des Karibik-Staates plünderten Banden eine Reihe von Geschäften und griffen Händler an, wie der Radiosender Metropole gestern berichtete. Vermummte Schlägertrupps kontrollierten die Straßen.

Hauptstadt vor humanitärer Krise

Die Hauptstadt Port-au-Prince steht nach Medienberichten vor einer humanitären Krise, weil seit rund drei Wochen die wichtigsten Zufahrtsstraßen blockiert und die Nahrungsmittel rar werden.

Kliniken, Waisenhäuser und Ambulanzen seien nur bedingt einsatzfähig, weil es unter anderem an Benzin und sauberem Wasser fehle, teilte das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit.

Menschen bekommen Hilfsgüter in Haiti
AP/Rebecca Blackwell

Die Hilfsprogramme der UNO und von Nichtregierungsorganisationen könnten wegen der Straßensperren nur eingeschränkt arbeiten. Viele Schulen seien geschlossen, schätzungsweise zwei Millionen Kinder und Jugendliche hätten derzeit keinen Zugang zu Bildung.

Vorwürfe gegen Regierung

Seit Monaten fordern Regierungsgegner den Rücktritt von Präsident Jovenel Moise. Sie werfen der Regierung vor, Geld aus dem Petrocaribe-Programm veruntreut zu haben, über das Haiti jahrelang Erdöllieferungen aus Venezuela zu günstigen Konditionen erhalten hatte.

Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Der Staat mit etwa elf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist weitgehend von Hilfszahlungen aus dem Ausland abhängig. Neben der grassierenden Korruption ist auch Gewaltkriminalität ein großes Problem.