Baustelle und Kran
ORF.at/Christian Öser
WIFO/IHS

Wirtschaft wächst nur noch gedämpft

In Österreich verlangsamt sich das Wachstum im Sog der Weltwirtschaft, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) am Freitag im Zuge der Herbstprognose bekanntgegeben hat. Österreichs Wirtschaft wächst heuer und nächstes Jahr nur gedämpft, ist aber weit entfernt von einer Rezession. Für 2020 senkten das WIFO und das Institut für Höhere Studien (IHS) die Prognosen auf 1,4 bzw. 1,3 Prozent Anstieg.

Für 2019 erwarten WIFO und IHS unverändert 1,7 bzw. 1,5 Prozent reales BIP-Plus. Dass im Gesamtjahr 2020 nicht mehr Wachstum abzusehen ist, hängt mit dem recht geringen statistischen „Überhang“ von 2019 und einem noch schwachen Start ins nächste Jahr zusammen.

Im Laufe des kommenden Jahres sollte sich die Konjunktur schrittweise erholen. Allerdings sei gegenüber der Juni-Prognose nun für 2020 „ein etwas ungünstigeres internationales Konjunkturbild“ zu erwarten, „insbesondere für den Euro-Raum“, so das IHS. 2018 wuchs die heimische Wirtschaft real nur 2,4 Prozent und nicht wie lange Zeit gedacht 2,7 Prozent.

Grafik zur WIFO/IHS-Konjunkturprognose
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: WIFO/IHS

Arbeitslosigkeit wird 2020 wieder steigen

Auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich bereits eine Trendwende ab: 2020 dürfte die Arbeitslosigkeit gegenüber 2019 wieder geringfügig steigen, nehmen sowohl WIFO als auch IHS an, nachdem die Arbeitslosenquote 2019 – trotz eines schwächeren Beschäftigungsaufbaus – sinkt. Heuer dürfte die Arbeitslosenrate nach Meinung beider Institute von 7,7 Prozent im Vorjahr auf 7,4 Prozent sinken (nach nationaler Definition), kommendes Jahr aber leicht auf 7,5 Prozent steigen.

Die Inflation hat sich Ende 2018 merklich abgeschwächt und dürfte auch im Prognosezeitraum mäßig bleiben. Für 2019 und 2020 erwartet das WIFO 1,6 bzw. 1,7 Prozent Verbraucherpreisanstieg, das IHS lediglich 1,5 Prozent für beide Jahre. Der private Konsum stützt laut Prognose die Konjunktur. Die 2018 und 2019 beschlossenen fiskalischen Maßnahmen entlasten laut WIFO die Einkommen; die Zurückhaltung im Bereich der Pkw-Käufe dürfte sich allerdings erst 2020 auflösen, heißt es weiter.

Budgetaussichten für 2020 verschlechtert

Der Budgetüberschuss erhöht sich durch ein kräftiges Staatseinnahmenwachstum. „Trotz fiskalpolitischer Impulse verbessert sich der Finanzierungssaldo des Staates 2019 deutlich“, erklärt das WIFO, wozu „kräftige Steuer- und Beitragseinnahmen sowie der Rückgang der Zinsbelastung“ beitragen würden. 2020 verringere sich der Budgetüberschuss aber wegen der kürzlich – vor der Nationalratswahl – im September vom Parlament beschlossenen Maßnahmen.

Deshalb sieht das WIFO zwar heuer noch 0,6 Prozent des BIP an Maastricht-Überschuss, aber nicht mehr – wie noch in der Juni-Prognose – auch 2020; kommendes Jahr dürften es nur noch 0,4 Prozent sein. Das IHS geht für beide Jahre von 0,3 Prozent des BIP als Maastricht-Überschuss aus, in der Sommerprognose rechnete man noch mit 0,5 Prozent für 2020.

Auch das IHS stößt sich an den „im Nationalrat vor der Wahl beschlossenen Ad-hoc-Ausgaben“, die den „budgetären Spielraum“ einengen würden, „sodass es für eine substanzielle Steuerentlastung einer größeren Anstrengung bedürfte“. Eine umfassende Abgabenreform böte aus IHS-Sicht zudem „Möglichkeiten für eine Optimierung der Steuerstruktur auch unter Beachtung klimapolitischer Ziele“. Tiefgreifende Strukturreformen bei Bildung, Gesundheit, Pensionen und Föderalismus könnten die Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandskraft der heimischen Wirtschaft fördern, wird einmal mehr betont.

Handelskonflikte und Brexit als Dämpfer

Die größten Abwärtsrisiken für die Prognose bleiben der internationale Handelskonflikt und der unsichere Ausgang der Brexit-Verhandlungen, so das WIFO. Export- und Industriedynamik würden daher deutlich abnehmen und die Investitionen merklich verhaltener expandieren. Beide Institute senkten die Außenhandelsprognosen für 2019 und 2020, besonders kräftig das IHS.

Im Prognosezeitraum 2019/20 ist nach Ansicht des WIFO mit einer weiteren Verlangsamung der Expansion der Weltwirtschaft zu rechnen. „Insbesondere in der Industrie dürfte die Talsohle noch nicht erreicht sein“, sagte das WIFO. Eine weltweite Rezession sei gegenwärtig unwahrscheinlich. Es spreche aber auch wenig für eine rasche Konjunkturbelebung.

In den USA dürfte sich das Wachstum verlangsamen, aber robust bleiben, eben auch gestützt vom Privatkonsum, so das WIFO. Die Entwicklung im Euro-Raum sei von einer ausgesprochenen Schwäche in Deutschland geprägt, wo die Exportindustrie stark unter der schwächeren Weltkonjunktur leide. Technisch gesehen dürfte unser Nachbar im dritten Quartal in eine Rezession abgleiten, heißt es weiter.