Mehr als 90 Tote bei Protesten im Irak

Die Zahl der Toten bei den mehrtägigen Protesten im Irak ist weiter gestiegen. Seit Beginn vor vier Tagen seien 93 Menschen ums Leben gekommen, teilte die staatliche Menschenrechtskommission in Bagdad heute mit. Demnach wurden fast 4.000 Menschen verletzt. Bei der überwiegenden Zahl der Opfer handle es sich um Demonstranten. Außerdem seien Dutzende Gebäude beschädigt worden.

Proteste in Bagdad, Irak
AP/Khalid Mohammed

In der Hauptstadt sowie in mehreren anderen Provinzen vor allem im Süden des Landes waren am Dienstag Proteste gegen Korruption und Misswirtschaft ausgebrochen. Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas und Schüssen gegen die Demonstrierenden vor. Eine geplante Krisensitzung des Parlament wurde kurzfristig verschoben. Am Donnerstagmorgen hatte eine Ausgangssperre begonnen.

Guterres rief zu Dialog auf

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief die Regierung und die Demonstranten zu einem Dialog auf. Alle Beteiligten müssten „äußerste Zurückhaltung“ zeigen, erklärte er in New York.

Der Druck auf die Regierung von Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi wächst zugleich weiter. Der einflussreiche schiitische Geistliche Moktada al-Sadr forderte ihren Rücktritt. Sein Block hatte bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr die meisten Sitze im Parlament gewonnen und die Regierung bisher unterstützt.