Ginger Baker
AP/MJ Kim
1939 – 2019

Cream-Drummer Ginger Baker ist tot

Der ehemalige Cream-Schlagzeuger Ginger Baker ist Sonntag im Alter von 80 Jahren in einem englischen Spital gestorben. 1966 gründete er mit Gitarrenlegende Eric Clapton und dem Bassisten Jack Bruce die erste Supergroup. Bis zu ihrer Auflösung 1968 brachten Cream Klassiker wie „Sunshine Of Your Love“, „White Room“ und „Crossroads“ heraus. Baker galt als einer der besten und vielseitigsten Schlagzeuger der Welt.

Sein Einsatz von Jazz- und Blues-Einflüssen bei Cream prägte den Psychedelic-Rock-Sound einer ganzen Dekade, aber auch nach dem Ende der Band galt seine innovative, progressive und wilde Spielart als Ausnahmeerscheinung. Berühmt wurde er für seine polyrhythmischen Soli, prägend war auch Bakers Einsatz von zwei Bassdrums, die heute bei vielen Spielarten des Rock zum Standardrepertoire gehören.

Laut eigenen Angaben ist er ein geborener Drummer gewesen: „Ich hatte noch nie gespielt, aber ich setzte mich hin – und ich konnte spielen!“, erzählte er 2009. Zum Profimusiker ausgebildet wurde er schließlich vom britischen Jazz-Schlagzeuger Phil Seamen: „Er war Gott“, sagte Baker der Zeitschrift „Forbes“ später. „Er hörte mich eines Nachts spielen und sagte danach: ‚Setz dich, ich möchte mit dir reden. Du bist der einzige Schlagzeuger, den ich kenne, der es drauf hat.‘“

Erst Höhenflug, dann Trennung im Streit

Bekannt ist Baker für seine Zeit in Cream. Obwohl die Band nur drei Jahre in den 1960ern aktiv war, verkaufte sie im Laufe ihrer Geschichte 15 Millionen Tonträger. Am kommerziell erfolgreichsten war das dritte Album „Wheels of Fire“. Als dieses erschien, kriselte es allerdings schon kräftig. Durch Aufnahmen, Konzerte und Tourreisen standen die Mitglieder unter hohem Druck, der durch Alkohol- und Drogenkonsum kompensiert werden sollte. Gleichzeitig zerrüttete das zwischenmenschliche Verhältnis – laut Angaben der Mitglieder mit Auswirkungen auf die Musik.

Jack Bruce, Ginger Baker und Eric Clapton
AP/Peter Kemp
Cream 1967 in London

Cream sollte dann auch für die Streitigkeiten innerhalb der Band legendär werden. Dafür war auch Bakers Temperament verantwortlich. Er galt als aufbrausend – nicht zufällig heißt eine Dokumentation über ihn „Beware of Mr. Baker“ („Hüte dich vor Mr. Baker“). Vor allem mit dem 2014 verstorbenen Bruce geriet der Schlagzeuger immer wieder im Jähzorn auf der Bühne aneinander – einer der Gründe für die schnelle Trennung. Selbst als Cream 2005 in Originalbesetzung nach 37 Jahren wieder in London und New York auftraten, stritten sich Baker und Bruce. Zu einer weiteren Wiedervereinigung kam es nicht mehr.

Baker erinnerte sich in „Forbes“ an das Ende der Kultband 1968: „Eric [Clapton] kam zu mir und sagte: ‚Ich habe es satt.‘ Und ich sagte: ‚Ich auch.‘ Und das war’s.“ Am meisten fehlte ihm die Herausforderung: Das Publikum jubelte, noch bevor die Musiker ihre ersten Noten gespielt hatten. Baker musste acht oder neun Drinks nehmen, „um ins Studio gehen zu können und niemanden zu schlagen. So sauer war ich geworden“.

Lange Zeit in Nigeria

Nach dem Ende von Cream gründete Baker mit Clapton und Steve Winwood die kurzlebige Band Blind Faith und das Jazz-Rock-Kollektiv Ginger Baker’s Air Force. Später spielte er in der Post-Punk-Gruppe Public Image Ltd des früheren Sex-Pistols-Sängers John Lydon. In dem afrikanischen Superstar Fela Kuti fand er eine verwandte musikalische Seele. Baker lebte lange Zeit in Nigeria, wo er ein Aufnahmestudio betrieb und mit lokalen und internationalen Künstlern zusammenarbeitete. Abseits davon steckte er sein Geld in den Polosport. Vom Heroin kam Baker laut eigenen Angaben erst 1981 los.

Noch mit knapp 80 spielte Baker Konzerte. Da hatte er schon eine Operation am offenen Herzen hinter sich, litt an Arthrose und einer chronischen Lungenerkrankung. Nun verstarb der 1939 im britischen Lewisham geborene Baker in einem Spital in Großbritannien. Bereits zuvor hatte die Familie mitgeteilt, dass er gesundheitlich schwer angeschlagen sei. In den vergangenen Jahren gab er nur noch wenige Konzerte. Der frühere Weltstar war viermal verheiratet und hatte drei Kinder – darunter Sohn Kofi Baker, der ebenfalls Schlagzeug spielt