Tunesien vor schwieriger Regierungsbildung

Tunesien steuert nach der Parlamentswahl auf eine schwierige Regierungsbildung zu. Die gemäßigt islamistische Ennahda-Partei lag laut einer gestern im Staatsfernsehen veröffentlichten Nachwahlbefragung mit 17,5 Prozent der Stimmen knapp in Führung. Auf Platz zwei folgte mit 15,6 Prozent die Partei Herz Tunesiens des inhaftierten Medienunternehmers Nabil Karoui.

Ennahda käme somit auf 40 der 217 Mandate, Karouis Partei Qalb Tounes auf 33 bis 35 Sitze. Vorläufige amtliche Wahlergebnisse werden erst für Mittwoch erwartet. Beide Parteien haben eine gemeinsame Regierung ausgeschlossen. Sollte der Ausgang bestätigt werden, ergäbe sich ein tief gespaltenes Parlament. Ennahda müsste mehrere Rivalen zur Zusammenarbeit bewegen.

Vor Veröffentlichung der Nachwahlbefragung hatte zuerst Karoui den Sieg für seine Partei reklamiert. Wenig später erklärte aber auch Ennahda, sie sei stärkste Kraft geworden. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlkommission bei lediglich 41 Prozent. Acht Jahre nach der Revolution, die den „arabischen Frühling“ inspirierte, sind insbesondere viele Junge enttäuscht von der Politik. Für Unfrieden sorgt besonders die Arbeitslosigkeit.