Hongkonger Polizei löst Proteste mit Tränengas auf

Mit Tränengas ist die Polizei in Hongkong gestern gegen Demonstrantinnen und Demonstranten vorgegangen, die der vermeintlichen Opfer in den eigenen Reihen gedenken wollten. Dutzende Polizisten waren rund um die U-Bahn-Station Prince Edward im Einsatz, einen Brennpunkt der seit fünf Monaten andauernden Proteste.

Sie räumten die Straßen rund um die Station, entfernen Ziegelsteine und Metallbarrieren, die die prodemokratischen Regierungskritiker aufgestellt hatten, um die Polizei fernzuhalten. Zahlreiche Demonstranten flohen zu Fuß.

Tag des Totengedenkens

Hunderte Menschen waren am Vorabend zum Chung-Yeung-Fest, an dem der Toten gedacht wird, bei der U-Bahn-Station zusammengekommen. Sie wollten diejenigen ehren, die ihrer Ansicht nach im Namen der Proteste gestorben sind. Betreiber eines Onlinechatraums, in dem Demonstranten emotional betreut werden, sagten der dpa, es habe ihrer Einschätzung nach bisher acht Selbstmorde im Zusammenhang mit der Protestbewegung gegeben.

Trotz eines Vermummungsverbots trugen gestern viele Demonstranten Gesichtsmasken. Die Verhängung des Vermummungsverbotes in einem Rückgriff auf koloniales Notstandsrecht am Freitag hatte die Spannungen in der chinesischen Sonderverwaltungsregion an diesem Wochenende noch einmal verschärft. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, genießen aber – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik – mehr Rechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit, um die sie jetzt fürchten.