Angebotsmangel bei Kinder- und Jugendpsychiatrie

Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden an psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Essstörungen, selbstverletzendem Verhalten, Angststörungen oder Suizidgedanken. Im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie ortete die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien einen Mangel an diagnostischen und therapeutischen Angeboten sowie an Betten und an Kassenverträgen.

Denn mangelhafte Versorgung bedeute, dass leichte zu schweren Erkrankungen werden können und innerhalb von Wochen heilbare Krankheiten zu chronischen Krankheitsverläufen, warnte die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien heute in einer Aussendung im Vorfeld des Welttags der psychischen Gesundheit am 10. Oktober.

Unzumutbare Wartezeiten

Während einerseits das Bewusstsein der betroffenen Familien steige und diese aktiv Hilfe suchen, sei demnach auf der anderen Seite das diagnostische und therapeutische Angebot für psychisch kranke Kinder nicht ausreichend vorhanden. Die Wartezeiten für Therapien seien oft nicht zumutbar. Der Mangel an Kassenverträgen für Kinder- und Jugendpsychiater verschärfe die Lage zusätzlich.

Wenn etwa Minderjährige mangels Bettenkapazitäten auf Erwachsenenstationen untergebracht werden, steige dadurch das Gewalt- und Gefährdungspotenzial. Zur Abdeckung des großen und weiter steigenden Bedarfs seien neben der Aufstockung der Kassenverträge, kostenfreien Therapien sowie der Bettenkapazität auch ausreichend Ausbildungsplätze für Fachärzte der Kinder- und Jugendpsychiatrie notwendig.

Ein Schul- und Ausbildungssystem, das auf soziale Selektion ausgelegt sei, Armutsgefährdung der Eltern sowie beengter Wohnraum übten enormen Druck aus. Hinzu komme eine Zunahme von sozialem Stress und Erholungsmangel. Die Folge sei ein Anstieg psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen. Für Österreich geht die Kinder- und Jugendanwaltschaft davon aus, dass 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen durch psychische Probleme belastet sind.