Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel trauert
Reuters/Christian Mang
„Ein Schock“

Bestürzung nach Anschlag in Halle

Nach dem rechtsextremen Terroranschlag im deutschen Halle an der Saale am Mittwoch herrscht international Bestürzung. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) etwa drückte den Angehörigen der Opfer ihr „tiefstes Beileid“ aus.

Sie nahm am Abend an einer Solidaritätsveranstaltung an der Synagoge in Berlin teil. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von „schrecklichen Nachrichten“. Dass es zwei Tote gebe, sei „entsetzlich“. „Unsere Solidarität gilt allen Jüdinnen und Juden am Feiertag Jom Kippur, unser Dank den Sicherheitskräften, die noch im Einsatz sind“, schrieb Seibert auf Twitter.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach in einer ersten Reaktion von einer „verabscheuenswürdigen Tat“. Dadurch seien nicht nur Menschen zu Tode gekommen, die Tat sei „auch ein feiger Anschlag auf das friedliche Zusammenleben in unserem Land“. Er sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.

Erschütterung in Österreich

Es seien „entsetzliche Nachrichten über zwei Tote und einen Angriff auf eine Synagoge in Halle – heute an #JomKippur“, teilte Bundespräsident Alexander Van der Bellen über Twitter mit. Auch Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein zeigte sich „tief bestürzt“. „Die Sicherheit und Bewahrung jüdischen Lebens muss in Österreich, in Europa und überall auf der Welt gewährleistet sein“, so Bierlein in einer Stellungnahme, das sei „unverzichtbar wie auch unverhandelbar.“

ÖVP-Chef Sebastian Kurz rief dazu auf, „alles in unser Macht Stehende zu tun, um jüdische Gemeinden bestmöglich zu schützen“. Via Twitter forderte Kurz zudem „null Toleranz für #Antisemitismus!“ Die Nachrichten aus Halle seien „erschütternd“. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka reagierte bestürzt. Die schreckliche Tat sei ein Zeichen, dass der Kampf gegen jegliche Form des Antisemitismus aktueller denn je ist, so der ÖVP-Politiker.

Schweigeminute im EU-Parlament

„Wir sprechen den Familien der Opfer unser tiefstes Mitgefühl aus“, sagte der Präsident des Europäischen Parlaments, David Sossoli. Die Abgeordneten legten zudem eine Schweigeminute ein. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sprach von einer „weiteren tragischen Demonstration von Antisemitismus“.

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel trauert
APA/AFP/Anton Roland Laub
Das politische Berlin reagierte bestürzt

Zu Jom Kippur „kommen Menschen in Gotteshäusern zusammen, um über das vergangene Jahr nachzudenken“, hieß es von der US-Botschaft in Berlin: „Der heutige Anschlag war ein Angriff gegen uns alle, und die Täter müssen dafür zur Verantwortung gezogen werden.“ Auch zehn US-Amerikaner hätten sich in der Synagoge befunden.

„Ein Schock“

Auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zeigte sich betroffen über den Angriff. „Die antisemitische Attacke von Halle ist ein Schock“, schrieb Macron in der Nacht auf Donnerstag auf Twitter: „Wir verurteilen sie scharf.“ Der Präsident sprach der jüdischen Gemeinschaft seine volle Unterstützung, Deutschland seine Solidarität und den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.

In Halle legten Menschen auf Marktplatz Blumen und Kerzen nieder. Auch in anderen deutschen Städten versammelten sich Menschen in der Nähe von Synagogen und gedachten der Toten. Der Deutsche Fußballbund hielt indes am Mittwochabend vor dem Länderspiel gegen Argentinien in Dortmund eine Schweigeminute ab.

Deutschlands Fußballnationalteam hält eine Trauerminute
APA/AFP/Ina Fassbender
Auch die deutsche Nationalmannschaft gedachte der Opfer

Verschärfte Schutzmaßnahmen vor Synagogen

Nach Angaben der Polizeidirektion Magdeburg werden derzeit alle jüdischen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt von Polizeikräften aufgesucht. Bereits zuvor wurde von verschärften Sicherheitsvorkehrungen vor den Synagogen im benachbarten Leipzig und in Dresden berichtet. Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen gibt es auch vor jüdischen Einrichtungen in Wien.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland übte scharfe Kritik an dem fehlenden Polizeischutz vor der Synagoge in Halle. Dass die Synagoge „an einem Feiertag wie Jom Kippur nicht durch die Polizei geschützt war, ist skandalös“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster am Mittwoch, „diese Fahrlässigkeit hat sich jetzt bitter gerächt.“ „Wie durch ein Wunder ist nicht noch mehr Unheil geschehen“, fügte Schuster hinzu.