Gezielte Blackouts in Kalifornien wegen Waldbrandgefahr

Nach absichtlichen Stromabschaltungen wegen erhöhter Waldbrandgefahr sind in Nordkalifornien Hunderttausende Menschen gestern Abend (Ortszeit) im Dunkeln gesessen. Wie der US-Energieversorger Pacific Gas & Electric (PG&E) mitteilte, waren rund 600.000 Haushalte und Unternehmen ohne Strom.

Die weitreichenden geplanten Blackouts in 34 Bezirken des Westküstenstaates hatten bereits am Mittwoch begonnen. PG&E sprach von einer Vorsichtsmaßnahme wegen erhöhter Brandgefahr bei starken Winden und Trockenheit. Zeitweise waren mehr als 700.000 Kundinnen und Kunden betroffen.

Nach Abflauen der Winde würden nun mehr als 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Stromleitungen auf mögliche Schäden, etwa durch umgestürzte Bäume, untersuchen, teilte PG&E am Abend mit. Es könne Tage dauern, bis das komplette Netz wiederhergestellt sei.

Weitreichende Beeinträchtigungen

In zahlreichen Regionen, auch in Ballungsräumen um San Francisco, beeinträchtigten die Blackouts den Alltag: Geschäfte und Schulen waren geschlossen, Ampelanlagen fielen aus. Die Universität in Berkeley sagte den Unterricht ab, Weingüter in der beliebten Touristenregion um Napa Valley schlossen.

PG&E-Chef Bill Johnson räumte ein, dass das Unternehmen für die großen Abschaltungen „nicht ausreichend“ vorbereitet gewesen sei. Kunden und Politiker hatten die drastische Maßnahme des Energieversorgers kritisiert. PG&E habe es über Jahre hinweg versäumt, in das Netz zu investieren und seine Anlagen zu modernisieren, sagte der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom.

Vorwürfe wegen schlecht gewarteter Stromleitungen sind nach Großbränden in Kalifornien in den vergangenen Jahren häufig laut geworden. Das verheerende Feuer in der nordkalifornischen Ortschaft Paradise mit 85 Toten im vorigen November soll durch defekte Stromleitungen ausgelöst worden sein.