Die Wetterbehörde hatte vor einer „schweren Katastrophe“ durch „Hagibis“ gewarnt, der Maximalgeschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern erzielte. Wegen der Gefahr durch sintflutartige Regenfälle gaben die Behörden zuvor für Japans Hauptstadt sowie sechs weitere Regionen die höchste Warnstufe aus.
Mehr als eine Million Menschen in Ost- sowie Zentraljapan wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Insbesondere von Küstenstrichen, wo hoher Wellengang herrschte, sollten sie sich fernhalten. Die Bewohner Tokios sowie der Provinzen Gumma, Saitama, Kanagawa, Yamanashi, Nagano und Shizuoka erhielten die nur äußerst selten ausgesprochene Warnung vor heftigen Niederschlägen auf ihren Smartphones und über Lautsprecher in ihren Wohngebieten. Bis zum Nachmittag (Ortszeit) waren allerdings nur rund 50.000 Menschen dem Evakuierungsaufruf gefolgt.
Schwere Schäden bereits vor Auftreffen an Land
Bereits vor dem Auftreffen des Sturms an Land war es durch Starkregen und heftige Winde zu Überflutungen und Schlammlawinen gekommen. „Hagibis“, der in Japan schlicht Taifun Nummer 19 genannt wird, ließ Flüsse im Großraum Tokio bedrohlich anschwellen und richtete stellenweise schwere Schäden an.
Zahlreiche Häuser und Straßen in der benachbarten Provinz Shizuoka standen unter Wasser, mehrere Häuser wurden teils stark beschädigt, in vielen Haushalten fiel der Strom aus. Mindestens 30 weitere Menschen in dem fernöstlichen Inselreich erlitten in Folge des Taifuns Verletzungen.
Auch in der nördlich von Tokio gelegenen Präfektur Gunma wurden nach einem Erdrutsch mehrere Häuser zerstört. Ein Mann kam dabei ums Leben. In der westlich der Hauptstadt gelegenen Stadt Gotemba stürzten zwei Männer in den durch Starkregen angeschwollenen Fluss. Einen der beiden konnte die Feuerwehr nach eigenen Angaben retten; den zweiten suchten die Einsatzkräfte noch.
Erstes Todesopfer
In Tokios Nachbarprovinz Chiba, wo bereits im September ein heftiger Taifun gewütet und zu großflächigen Stromausfällen geführt hatte, kam mindestens ein Mensch ums Leben, als ein Lastwagen in den Sturmböen umstürzte. Am Abend (Ortszeit) erschütterte zudem ein starkes Erdbeben Chiba. Die Gefahr eines Tsunamis durch das Beben der Stärke 5,7 bestehe jedoch nicht, berichtete der japanische Fernsehsender NHK.
Der Wirbelsturm wird sich laut Vorhersagen in der Nacht weiter Richtung Norden bewegen und am Sonntag abziehen – könnte Tokio und andere Gebiete im Osten des Landes zuvor jedoch mit den schlimmsten Regenfällen seit jenem Taifun überziehen, der 1958 mehr als 1.200 Menschen in der Region das Leben kostete.
Sämtliche Flüge gestrichen, Formel 1 verschoben
Bahnbetreiber hatten frühzeitig Einschränkungen des Verkehrs für das Wochenende im Westen und Osten Japans einschließlich Tokio angekündigt. Die Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA) strich für Samstag sämtliche Inlandsflüge sowie die meisten internationalen Flüge von und zu den Tokioter Flughäfen Haneda und Narita. Auch Japan Airlines (JAL) entschied, die meisten Flüge am Samstag zu streichen.
Viele Kaufhäuser in Tokio und Umgebung blieben am Samstag geschlossen. Auch Unternehmen wie die Autohersteller Toyota und Honda ließen die Bänder in einigen ihrer Fabriken an dem Tag ruhen. Die Regierung in Tokio wies alle zuständigen Ministerien an, notwendige Maßnahmen im Umgang mit den Folgen des Taifuns zu treffen.
Aus Sorge vor den drohenden Auswirkungen des Taifuns findet zudem die Formel-1-Qualifikation zum Grand Prix von Japan erst am Rennsonntag statt. Alle für den Samstag auf dem Suzuka International Racing Course geplanten Aktivitäten wurden abgeblasen. Auch zwei Spiele bei der laufenden Rugby-Weltmeisterschaft in Japan mussten abgesagt werden.