Nach Terror in Halle: Tausende setzen ein Zeichen

Vier Tage nach dem Terroranschlag von Halle haben heute in Berlin mehrere tausend Menschen gegen Antisemitismus und rechte Gewalt demonstriert. Nach einer Kundgebung zog ein Protestzug zur Neuen Synagoge in Berlin-Mitte. In Halle gedachten mehr als 1.000 Menschen der Opfer und zeigten ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde. Vielfach wurde kritisiert, dass nach der Bluttat wieder von einem Einzeltäter die Rede sei und das gesamtgesellschaftliche Problem von Rechtsextremismus und Rassismus verkannt werde.

Der 27-jährige deutsche Rechtsextremist Stephan B. aus Sachsen-Anhalt hatte am Mittwoch versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, wo er nach Überzeugung der Ermittler in Massaker unter den rund 50 Gläubigen anrichten wollte, die dort den Feiertag Jom Kippur begingen. Als der Plan scheiterte, erschoss er eine Passantin vor der Synagoge und einen Mann in einem Dönerimbiss.

Demos in mehreren deutschen Städten

B. sitzt in Untersuchungshaft. Er hat die Tat gestanden und antisemitische und rechtsextremistische Motive angegeben. Den Behörden sind nach eigenen Angaben bisher keine Mittäter bekannt. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass B. in internationalen rechten Onlineforen unterwegs war. Beim Hinweisportal des deutschen Bundeskriminalamtes gingen bis heute mehr als 600 Meldungen ein.

In vielen deutschen Städten setzten Bürgerinnen und Bürger am Wochenende Zeichen gegen Antisemitismus und rechte Gewalt. Die heutige Demonstration des „Unteilbar“-Bündnisses in Berlin war die größte. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer am Ende auf 8.000, die Organisatoren der Initiative „Unteilbar“ sprachen von 16.000. Bereits gestern hatten mehrere tausend Menschen in verschiedenen Städten gegen Rechtsextremismus demonstriert.