Tunesien: Saied gewinnt laut Exit-Poll Präsidentschaftswahl

Der parteilose konservative Juraprofessor Kais Saied dürfte einer ersten Prognose zufolge heute als Sieger aus der Stichwahl um das Präsidentenamt in Tunesien hervorgegangen sein. Er habe 72,5 Prozent der Stimmen erhalten, berichtete der Radiosender Mosaique FM unter Berufung auf Nachwahlbefragungen des Umfrageinstituts Emrod. Damit hätte sich Saied gegen Medienunternehmer Nabil Karoui durchgesetzt.

Politische Außenseiter

Saied sowie Karoui gelten als politische Außenseiter. Karoui saß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Korruption in Untersuchungshaft, kam nach einer Beschwerde gegen die Haft aber auf freien Fuß. Die etablierten Parteien des Landes waren bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl abgestraft worden.

Tunesien hatte nach dem „arabischen Frühling“ 2011 tiefgreifende demokratische Reformen eingeleitet. Das Land kämpft aber mit großen wirtschaftlichen Problemen und hoher Arbeitslosigkeit. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung ist groß. Bei der ersten Runde der Wahl gaben nur 45 Prozent der registrierten Wähler ihre Stimme ab. Der Wert lag weit unter dem der vorangegangenen Präsidentschaftswahl vor fünf Jahren. Damals gaben knapp 63 Prozent der registrierten Wähler ihre Stimmen ab.