Polizei verlor Halle-Täter eine Stunde aus Augen

Die deutsche Polizei hat den Attentäter von Halle bei seiner Flucht eine Stunde lang aus den Augen verloren. Das berichteten heute mehrere Landtagsabgeordnete aus einer Sondersitzung des Innenausschusses in Magdeburg. Schließlich sei es zwei Revierpolizisten aus Zeitz gelungen, den Täter festzunehmen, sagte SPD-Innenexperte Rüdiger Erben. Anders als bisher angenommen seien es nicht Spezialkräfte gewesen, die den Täter stellten.

Landesinnenminister beurteilt Einsatz positiv

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) hatte mit seinem Team ausführlich Auskunft zum Polizeieinsatz am Tattag gegeben. Zusammenfassend lasse sich sagen, dass die Polizei vieles richtig und wenig falsch gemacht habe, sagte Erben. Den Vorwurf, die Polizei sei mit zu wenig Einsatzkräften an Ort und Stelle gewesen, halte er für entkräftet. Tatsächlich seien mehrere Funkstreifenwagen schnell vor Ort gewesen.

Am Mittwoch hatte ein schwer bewaffneter Mann versucht, in die mit mehr als 50 Gläubigen besetzte Synagoge von Halle zu gelangen. Als das scheiterte, erschoss er eine 40 Jahre alte Passantin und kurz darauf einen 20 Jahre alten Mann in einem nahen Dönerimbiss. Auf seiner Flucht verletzte der Schütze ein Ehepaar schwer. Ein 27-jähriger Deutscher hat die Tat aus antisemitischen und rechtsextremen Motiven gestanden. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Wenig Kritik der Opposition

Die Opposition hielt sich mit Kritik nach der Sondersitzung ebenfalls zurück, sieht aber noch Aufklärungsbedarf. Weiterhin sei die Frage nicht geklärt, warum der Täter aus Halle flüchten konnte, sagte Linken-Innenexpertin Henriette Quade.

AfD-Fraktionschef Oliver Kirchner sagte, es sei irritierend, dass Stahlknecht behaupte, beim Polizeieinsatz sei alles gutgegangen. Er kritisierte erneut, dass die Synagoge in Halle vor der Tat nicht unter permanentem Schutz stand. Es sei schon lange vorher vor wachsendem Antisemitismus gewarnt worden, sagte Kirchner.