Katalonien-Proteste: Flüge in Barcelona gestrichen

Die großen Proteste in Katalonien gegen die harten Gerichtsurteile für neun Separatistenführer haben auch heute zu Beeinträchtigungen im Flugverkehr geführt. Nachdem bereits gestern auf dem Flughafen Barcelona zahlreiche Verbindungen gestrichen werden mussten, wurden im Zuge der Aktionen auch heute mindestens 45 Flüge gecancelt.

Protestierende am Flughafen von Barcelona
AP/Emilio Morenatti

Dutzende weitere Flugzeuge konnten nur mit Verspätung starten. Viele Passagiere verbrachten die Nacht am Flughafen El Prat. Dort hatten nach der Bekanntmachung der Urteile Tausende Demonstranten versucht, die Zugangswege zu versperren und den gesamten Flughafen lahmzulegen. Zu der Aktion hatte die Plattform Demokratischer Tsunami aufgerufen.

Haft von bis zu 13 Jahren

Das Oberste Gericht in Madrid hatte im Zuge des illegalen Abspaltungsreferendums von Oktober 2017 lange Haftstrafen für frühere katalanische Spitzenpolitiker und Spitzenpolitikerinnen von bis zu 13 Jahren verhängt. Dienstagfrüh war die Situation zunächst ruhig, allerdings war auch der Zugverkehr noch teilweise beeinträchtigt.

Am Flughafen und bei Kundgebungen in Barcelona und anderen Teilen der Region im Nordosten Spaniens war es vor allem am Abend zu teils schweren Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Diese setzte unter anderem Schaumgeschosse ein, um die Demonstrierende unter Kontrolle zu halten. Insgesamt seien mindestens 70 Menschen verletzt worden, drei Personen seien festgenommen worden, berichtete das spanische Fernsehen.

Separatistenführer will neues Referendum

Der verurteilte katalanische Separatistenführer Oriol Junqueras forderte indes ein erneutes Referendum für die Unabhängigkeit Kataloniens. „Ich bin sicher, dass dieser Konflikt über Wahlurnen gelöst werden muss. Wir sind davon überzeugt, dass ein Referendum früher oder später unvermeidlich ist, denn wie können wir ansonsten den Bürgern eine Stimme geben?“, teilte der inhaftierte frühere katalanische Vizechef Junqueras der Agentur Reuters mit.

Die langjährigen Haftstrafen gegen ihn sowie acht weitere Anführer der katalanischen Separatisten habe die Unabhängigkeitsbewegung nur noch stärker und entschlossener werden lassen. In seinem ersten Interview nach dem Urteil kündigte Junqueras zugleich an, zusammen mit anderen gegen die Urteile beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg Berufung einlegen zu wollen. Junqueras’ Antworten wurden aus dem Gefängnis übermittelt.