Thomas-Cook-Pleite: Verschnaufpause für heimische Hotels

Nach der Insolvenz des Reiseveranstalters Thomas Cook ist der Schaden für die heimische Hotellerie bei Weitem noch nicht abschätzbar. Einen Lichtblick gibt es vorerst: Der Masseverwalter der Schweizer Thomas Cook International trete bis Ende Dezember nicht in die Verträge des insolventen Unternehmens ein, gab die Hoteliervereinigung bekannt. Die Hotels können die Zimmer also selbst bewirtschaften.

„Erste gute Nachrichten“

„Das ist die erste gute Nachricht für die Hotels in der Sache seit Bekanntwerden der Krise“, so ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer. Denn fast alle Verträge der österreichischen Beherbergungsbetriebe liefen über die Schweizer Gesellschaft. Die Beherbergungsbetriebe könnten nun also über die betroffenen Kontingente verfügen und die Zimmer zumindest für den Zeitraum bis zum Jahreswechsel anbieten.

„Jetzt kannst du einmal Silvester verkaufen – das ist die teuerste Nacht im Jahr, das ist schon mal gut“, sagte der Sprecher der Österreichischen Hoteliervereinigung, Martin Stanits, gestern zur APA. Die Schweizer Thomas Cook sei „der wichtigste Vertragspartner“ für die österreichischen Hotels.

Was mit den Kontingenten nach dem Jahreswechsel passiert, ist noch völlig offen. Der Schweizer Insolvenzmasseverwalter könnte sie beispielsweise auch an Onlinebuchungsplattformen wie Booking.com abgeben. Diese könnten in den Vertrag eintreten und ihm eine bestimmt Summe dafür bezahlen. Vorerst hat er jedenfalls die Rechte an den Kontingenten nach dem Jahreswechsel behalten.

Pleite nach Milliardenverlusten

Nach den Milliardenverlusten und der Zahlungsunfähigkeit des in London börsennotierten Reiseveranstalters Thomas Cook Group plc hatten auch die deutsche Thomas Cook Touristik GmbH, deren Österreich-Tochter Thomas Cook Austria AG und die Schweizer Thomas Cook International Konkurs anmelden müssen.

Mit der Abwicklung der Schweizer Gesellschaft wurde laut ÖHV die Anwaltskanzlei Baur Hürlimann AG in Zürich betraut. Forderungen könnten schriftlich in Schweizer Franken zum Wechselkurs vom 1. Oktober angemeldet werden. Teilweise und zur Gänze bezahlte Reisen mit Abreise bis 31. Dezember seien annulliert worden.

Der Österreich-Ableger ist bereits geschlossen. Der Schließungsantrag ist vom 4. Oktober, wie der Gläubigerschutzverband KSV1870 der APA bestätigte. Der österreichische Insolvenzmasseverwalter, Günther Hödl, sei von allen Verträgen zurückgetreten, auch von allen gebuchten Reisen. Das Konkursverfahren wurde am 26. September eröffnet.