NR-Wahl: Endergebnis und Vorzugsstimmenvergabe nun amtlich

ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat bei der Nationalratswahl am 29. September bei Weitem die meisten Vorzugsstimmen der Kandidaten und Kandidatinnen auf der Bundesliste erhalten. Laut dem gestern veröffentlichten amtlichen Endergebnis kam Kurz auf 155.803 Nennungen. FPÖ-Listenzweiter Herbert Kickl erhielt 75.699 und überflügelte damit FPÖ-Chef Norbert Hofer deutlich. Dieser kam auf 30.502 Stimmen.

Fast die Hälfte seiner Stimmen lukrierte Kurz mit 61.339 Stimmen in Niederösterreich, dahinter kommen Tirol (19.605), Wien (19.336) und Oberösterreich (14.199). Insgesamt erhielt er von 8,71 Prozent der ÖVP-Wähler eine Vorzugsstimme. Damit hätte er die notwendigen sieben Prozent für eine Vorreihung übersprungen – allerdings war er ohnedies Listenerster.

Kickl überholt Hofer

Die einzige Vorreihung auf der Bundesliste gibt es bei den Freiheitlichen: Der geschäftsführende Klubobmann Herbert Kickl erhielt von 9,8 Prozent der FPÖ-Wähler eine Vorzugsstimme – und wird damit vor Parteichef Hofer auf Platz eins vorgereiht. Denn Hofer bekam nur von 3,95 Prozent der FPÖ-Wähler gültige Vorzugsstimmen. Hofer hatte allerdings bereits vor Vorliegen des Endergebnisses beklagt, dass eine erkleckliche Anzahl seiner Vorzugsstimmen ungültig sei, weil es auf der freiheitlichen Bundesliste noch einen Kandidaten mit demselben Familiennamen gab – dieser bekam aber gerade einmal 17 Vorzugsstimmen.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner erhielt insgesamt 26.875 Vorzugsstimmen (2,66 Prozent der SPÖ-Wähler), Grünen-Spitzenkandidat Werner Kogler mit 25.789 Stimmen fast ebenso viele. NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger erzielte mit 15.435 Stimmen den fünften Platz.

Cap und Duzdar scheitern

Auch auf Ebene der Regional- und Landeswahlkreise haben die Vorzugsstimmen nur wenige Änderungen gegenüber den Parteilisten bewirkt. Dem 2017 ausgeschiedenen SPÖ-Langzeitabgeordneten Josef Cap ist es nicht geglückt, über eine Vorzugsstimmenkampagne wieder in den Nationalrat einzuziehen – und auch die frühere SPÖ-Staatssekretärin Muna Duzdar bekam zu wenig Vorzugsstimmen für den Verbleib.

In der Steiermark hat ein Kandidat die Vorreihung geschafft – will sein Mandat aber gar nicht. Der frühere Verteidigungsminister Mario Kunasek kam im Regionalwahlkreis Graz auf genug – nämlich 5.365 – Vorzugsstimmen für die Vorreihung. Aber für ihn war bei seiner „Solidaritätskandidatur“ an letzter Stelle schon klar, dass er Spitzenkandidat bei der steirischen Landtagswahl am 24. November ist – und im Landesparlament bleiben will.

Wahlbeteiligung merklich gesunken

Gegenüber dem vorläufigen Ergebnis inklusive Briefwahl und Wahlkarten (vom 3. Oktober) hat sich beim amtlichen Endergebnis der Nationalratswahl nur die Zahl der Wahlberechtigten geringfügig geändert. Die gültigen Stimmen und Stimmenanteile blieben gleich. Wer die Wahl anfechten will, hat ab jetzt vier Wochen Zeit, um sich an den Verfassungsgerichtshof (VfGH) zu wenden. Angekündigt hat das bisher niemand.

Die Wahlbeteiligung betrug 75,59 Prozent, das ist ein deutlicher Rückgang (um 4,41 Prozentpunkte) gegenüber 2017. 4.777.246 Stimmen waren (wie schon im vorläufigen Endergebnis) gültig. In den Nationalrat gewählt wurden 71 Abgeordnete der ÖVP, 40 der SPÖ, 31 der FPÖ, 26 der Grünen und 15 von NEOS.