Szene aus dem Film „Everest“
DreamWorks Animation
Südchinesisches Meer

Kinderfilm sorgt für Ärger in Region

„Ein süßes, animiertes Yeti-Abenteuer“ hat der britische „Guardian“ über den Kinderfilm „Everest – Ein Yeti will hoch hinaus“ geschrieben. In Südostasien sorgt der Streifen allerdings für Zank zwischen China und anderen Ländern in der Region. Der Grund ist eine Karte, in der das Südchinesische Meer zu sehen ist – und neun umstrittene Striche.

Eigentlich geht es nur um eine chinesische Jugendliche, die einem Yeti hilft, in seine Heimat zurückzukehren: Doch wegen der Gebietsstreitigkeiten mit China um das Südchinesische Meer erhitzt der Animationsfilm „Everest – Ein Yeti will hoch hinaus“ (im englischen Original „Abominable“) seit seinem Kinostart Anfang Oktober die Gemüter in Chinas Anrainerstaaten.

In einer Szene ist eine Karte des Seegebiets zu sehen, abgeteilt durch neun Striche. Die u-förmige Neun-Striche-Linie beruht auf einer Karte aus den 1940er Jahren, die bis nahe an die Küsten Vietnams, der Philippinen und anderer Anrainer heranreicht. China erhebt damit Ansprüche auf rohstoffreiche Abschnitte des Meeres, darunter auch Streifen, die Vietnam als Teil seines Festlandsockels ansieht und dafür auch schon Ölkonzessionen vergeben hat.

Malaysische Behörden ließen Szene entfernen

Doch auch Vietnam erhebt Ansprüche auf Teile des Territoriums. Die vietnamesischen Behörden haben den Film aus diesem Grund aus den Kinos verbannt. In Malaysia rief die gemeinsame Produktion des US-Filmstudios DreamWorks und Chinas Pearl Studio ebenfalls Ärger hervor. Die Behörden ordneten an, die umstrittene Szene aus dem Film zu schneiden. Erst dann dürfe der Film wie geplant am 7. November in den Kinos anlaufen, erklärte die malaysische Zensurbehörde.

Auch der philippinische Außenminister Teodoro Locsin forderte, die umstrittene Szene aus dem Film zu entfernen. An die Kinofans im Land appellierte er, „Everest“-Vorstellungen fernzubleiben. Zudem rief er zu einem generellen Boykott von DreamWorks-Produktionen auf.

Eine Karte zeigt die Spratly-Inseln im Südchinesischen Meer
Grafik: ORF.at/Map Resources

Der Streit Chinas mit den Nachbarn um das strategische wichtige Gebiet dauert seit Jahren an, eine Eskalation droht jederzeit. Peking hat längst für den Ernstfall vorgebeugt. In der Spratly-Gruppe, die aus mehr als 100 Riffen, Atollen und Inseln besteht, erschuf China eine Reihe von künstlichen Inseln. Auf dem Subi-Riff und dem Fiery-Cross-Atoll wurden Sandmassen aufgeschüttet und große militärische Anlagen errichtet.

US-Warnung an China

Das Südchinesische Meer ist strategisch von großer Bedeutung. Ein Drittel der weltweiten Seefracht geht durch das Seegebiet. Es gibt reiche Fischgründe sowie Öl- und Gasvorkommen. Darüber streitet China mit Vietnam, Brunei, Malaysia, Taiwan und den Philippinen. Einige der Inseln im Südchinesischen Meer sind von den Konfliktparteien besetzt.

Szene aus dem Film „Everest“
DreamWorks Animation
Szene aus „Everest“: Das harmlose Animationsabenteuer erhitzt die Gemüter in Chinas Anrainerstaaten

Auch die USA schicken immer wieder Kriegsschiffe und Flugzeuge durch die Region, um zu unterstreichen, dass sie die Ansprüche Pekings nicht anerkennen. Erst Ende August hatte sich Washington mit einer neuen scharfen Warnung gegen die chinesischen Aktivitäten und Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer gewandt. Die Vereinigten Staaten stünden „fest“ an der Seite jener Länder, die sich gegen das „Zwang ausübende Verhalten und die Mobbingtaktiken“ Chinas in der Region wehrten, erklärte der mittlerweile entlassene Sicherheitsberater im Weißen Haus, John Bolton.

In den vergangenen Jahren hat die chinesische Regierung eine zunehmend härtere Haltung gezeigt, was Gebietsfragen betrifft. Die Auswirkungen dieser Politik bekamen bereits einige westliche Unternehmen zu spüren. Erst vor Kurzem musste sich der Modekonzern Christian Dior öffentlich entschuldigen. Der Grund: Das Unternehmen hatte eine Karte Chinas ohne Taiwan verwendet.