Ein Verwundeter Bub wird getragen
APA/AFP/Noorullah Shirzada
Afghanistan

Mehr als 60 Tote bei Anschlag in Moschee

Bei einem Anschlag in einer Moschee in der ostafghanischen Provinz Nangarhar sind am Freitag mindestens 62 Menschen getötet worden. Das sagte der Sprecher des Provinzgouverneurs, Attaullah Khogiani. Die Bombe sei in einer Moschee während des Freitagsgebets detoniert. Das Dach der Moschee sei daraufhin eingestürzt.

36 Menschen seien verletzt worden, das Gotteshaus sei völlig zerstört. Was genau die Explosion auslöste, ist den Behördenvertretern zufolge noch unklar. Lokale Medien berichteten zudem von zwei Detonationen. Bei den Opfern soll es sich ausschließlich um Moscheebesucher handeln. In der Provinz Nangarhar sind die islamistisch-militanten Taliban sowie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aktiv.

Der Bezirk, in dem sich die Explosion ereignete, wird lokalen Behördenvertretern zufolge großteils von der Regierung kontrolliert. IS-Kämpfer seien im Vorjahr aus der Gegend vertrieben worden, hätten aber weiterhin eine kleine Präsenz in dem Bezirk. Ein Sprecher der Taliban bestritt auf Twitter eine Beteiligung an dem Anschlag und verurteilte diesen. Sie beschuldigte die Regierungskräfte oder den IS. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.

Ein Verwundeter auf einer Bahre
AP/Wali Sabawoon
In der Moschee sollen sich etwa 250 Menschen befunden haben

Zahl der zivilen Opfer steigt

Die Provinz Nangarhar verzeichnete laut UNO-Angaben in den vergangenen Monaten nach Kabul stets die zweitmeisten zivilen Opfer in Afghanistan. Erst vor rund zehn Tagen wurden bei einem Anschlag in der Provinzhauptstadt Jalalabad auf einen Bus mit Soldaten mindestens zehn Menschen getötet, darunter ein Kind.

Ein Ende der Gewalt in Afghanistan ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Laut der UNO-Mission in Afghanistan (UNAMA) fordert der Konflikt immer mehr zivile Opfer. Die Zahl der verwundeten und getöteten Zivilisten stieg im dritten Quartal um 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie aus einem Bericht der UNO-Mission hervorgeht.

Mehr Opfer durch Taliban

Mit fast 1.200 Getöteten und mehr als 3.100 Verletzten habe man die höchste Zahl ziviler Opfer innerhalb eines Quartals seit Beginn der systematischen Aufzeichnung durch die UNO im Jahr 2009 dokumentiert. Der starke Anstieg zwischen 1. Juli und 30. September sei vor allem auf mehr Opfer durch die Taliban zurückzuführen.

Der Anstieg fiel zeitlich mit den fortschreitenden Gesprächen der USA mit den Taliban über eine politische Beilegung des langjährigen Konflikts zusammen. Fachleuten zufolge wollten alle Konfliktseiten durch militärische Erfolge Druck am Verhandlungstisch aufbauen. Anfang September hatte US-Präsident Donald Trump die Gespräche dann kurz vor einer kolportierten Einigung überraschend abgebrochen.

Tote durch Luftschläge, Sprengsätze und Gefechte

Davor, in den ersten sechs Monaten 2019, war die Zahl der zivilen Opfer durch Taliban und die Terrormiliz IS zurückgegangen, allerdings war die Zahl der zivilen Opfer durch Luftschläge oder Suchoperationen der Regierungskräfte und ihrer US-Verbündeten gestiegen.

Von Jänner bis September seien mehr als 40 Prozent der zivilen Opfer durch Sprengsätze getötet oder verletzt worden, seien es bei Selbstmordattentaten gezündete oder etwa am Straßenrand versteckte Bomben. Rund ein Drittel der Opfer sei bei Bodengefechten im Kreuzfeuer getötet oder verletzt worden. 41 Prozent der Opfer seien Frauen und Kinder.

Die Zahlen würden zeigen, dass alle Konfliktparteien dringend mehr tun müssten, um die Zivilbevölkerung vor Schäden zu schützen, heißt es in dem Bericht weiter. Es sei das sechste Jahr in Folge, in dem nach neun Monaten mehr als 8.000 Zivilisten getötet oder verletzt worden seien.