Die Polizei bestätigte auch, dass es sich bei den tot aufgefundenen Menschen um 31 Männer und acht Frauen handelte. Die belgische Staatsanwaltschaft teilte unterdessen mit, dass sie sich „auf die Organisatoren und alle anderen Beteiligten des Transports fokussieren“ werde. Man werde eng mit den britischen Behörden zusammenarbeiten.
Vorläufige Ergebnisse zeigten, dass der fragliche Anhänger am Dienstag um 14.49 Uhr in Zeebrugge an der belgischen Küste angekommen sei und den Hafen noch am selben Nachmittag verlassen habe. Am Mittwoch um 1.00 Uhr habe der Lkw-Sattelauflieger dann das englische Purfleet erreicht. Purfleet ist nicht weit entfernt von jenem Ort im Industriegebiet der Stadt Grays, in dem der Anhänger schließlich entdeckt wurde.
Weitere Details noch unklar
Der Container wurde nach der Verfrachtung an Land an die offenbar aus Nordirland gekommene Sattelzugmaschine gekoppelt. Das Gespann hat den bisherigen Ermittlungen zufolge den Hafen kurz nach 1.00 Uhr verlassen. Sanitäter informierten die Polizei gegen 1.40 Uhr über den Leichenfund im Lastwagen. Laut Presseaussendung der Polizei ist noch unklar, zu welchem Zeitpunkt die Menschen in den Anhänger kamen und ob dies in Belgien geschah. Weitere Informationen sollten im Sinne der Ermittlungen nicht veröffentlicht werden, hieß es in der Mitteilung.
Wohnungen wurden durchsucht
Im Zentrum der Ermittlungen steht nach wie vor der 25-jährige nordirische Lenker des Lkw, der wegen Mordverdachts festgenommen wurde. Laut britischen Medien stammt er aus der nordirischen Stadt Portadown in der Grafschaft Armagh. Unklar ist jedoch, ob der Fahrer überhaupt wusste, dass die Menschen in dem Anhänger waren.
Die britische Polizei durchsuchte mittlerweile Räumlichkeiten in Nordirland. Britischen Medienberichten zufolge fahndeten die Beamten in der Nacht auf Donnerstag in zwei Wohnungen in Armagh nach Beweisen. Die Wohnungen sollen in Zusammenhang mit dem Fahrer stehen. Am Nachmittag gab die Polizei bekannt, dass der Lenker weitere 24 Stunden festgehalten werden kann.
Polizei: Identifizierung der Opfer hat Priorität
Die stellvertretende Polizeichefin von Essex, Pippa Mills, sagte, die Identifizierung der Opfer habe Priorität. Es sei „absolut unerlässlich, dass die Ermittlungen mit dem größten Respekt für die 39 Menschen geführt werden, die ihr Leben verloren haben“. Mills kündigte an, dass es sich um eine „längere Untersuchung“ handeln werde.
Lkw seit 2017 in Bulgarien gemeldet
Gemeldet war der Lkw seit 2017 in der bulgarischen Hafenstadt Warna am Schwarzen Meer, wie Bulgariens Ministerpräsident Bojko Borissow sagte. Seitdem sei das Fahrzeug nicht mehr im Land gewesen. Näheres über die letzte Route des Lkw ist noch nicht bekannt. „Nach derzeitigem Stand gehen wir davon aus, dass er zuletzt nicht durch Österreich gefahren ist“, sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt (BK).
Erinnerung an ähnliche Fälle
Nur Stunden nach dem Leichenfund in der Grafschaft Essex stoppte die Polizei laut Medienberichten im benachbarten Kent einen Lastwagen mit neun Migranten im Laderaum. Der Lkw war auf der Autobahn Richtung London unterwegs, als die Polizei am Mittwochnachmittag alarmiert wurde. Ein Sprecher sagte dem Sender Sky News, die Menschen würden medizinisch untersucht und an die Einwanderungsbehörden überstellt.
Der Fall weckte auch Erinnerungen an ähnliche Fälle in der Vergangenheit. Im Jahr 2000 waren im südenglischen Hafen von Dover in einem Lastwagen die Leichen von 58 chinesischen Migranten gefunden worden. Das ist die bisher größte Tragödie in Zusammenhang mit illegaler Immigration in Großbritannien. Der Fall weckt aber auch Erinnerungen an den Fall von 71 Flüchtlingen, die im August 2015 an der Ostautobahn bei Parndorf im Burgenland erstickt in einem Kühl-Lkw gefunden wurden.