Boeing-Chef räumt nach Flugzeugabstürzen Fehler ein

Ein Jahr nach dem ersten von zwei Abstürzen einer Boeing 737 Max mit vielen Todesopfern hat sich der Chef des Flugzeugbauers, Dennis Muilenburg, einer Anhörung in Washington gestellt.

„Wir wissen, dass wir Fehler und einige Dinge falsch gemacht haben“, räumte Muilenburg gestern im Handelsausschuss des US-Senats ein. Boeing werde aus den Unfällen lernen. Der Konzern habe Veränderungen an dem Flugzeugmodell 737 Max vorgenommen, „die sicherstellen, dass Unfälle wie diese nie wieder passieren“.

Muilenburg musste sich bei seinem ersten Auftritt in einem Ausschuss zu den Unfällen harte Kritik anhören. Boeing habe immer wieder nur Halbwahrheiten aufgetischt, beschwerte sich etwa Senatorin Tammy Duckworth aus Illinois, wo Boeings Hauptquartier ist. Ein anderer Senator bezeichnete die 737 Max als „fliegende Särge“.

Seit Monaten auf dem Boden

Vor genau einem Jahr war in Indonesien eine 737 Max der Fluggesellschaft Lion Air abgestürzt, 189 Menschen kamen dabei ums Leben. Im März forderte der Absturz einer Maschine gleichen Typs der Ethiopian Airlines 157 Menschenleben. Seitdem muss das Flugzeugmodell weltweit auf dem Boden bleiben.

Die beiden Maschinen waren nach bisherigen Erkenntnissen vor allem wegen der fehlerhaften Steuersoftware MCAS abgestürzt, die einen Sturzflug automatisch verhindern soll. Die Politiker nahmen Muilenburg mit Fragen darüber in die Zange, was Boeing wann gewusst hatte. Die Boeing-Führung steht unter großem Druck, verlorengegangenes Vertrauen der Fluggesellschaften und ihrer Passagiere wieder aufzubauen. Bisher hatte sich das Management Anhörungen im Kapitol verweigert.

Jetzt muss Muilenburg nach der Senatsanhörung noch dem Repräsentantenhaus Rede und Antwort stehen. Zu Fragen, ob er selbst zurücktreten würde, wollte sich der Boeing-Chef nicht äußern. Vor Kurzem musste Muilenburg den Vorsitz im Verwaltungsrat, den er in Doppelfunktion mit der operativen Chefposition hielt, abgeben. Vergangene Woche musste der Chef der Verkehrsflugzeugdparte Kevin McAllister wegen der 737-Krise gehen.

„Verstörende Leichtfertigkeit“

Für Ärger sorgte ein erst kürzlich bekanntgewordener interner Informationsaustausch von 2016, in dem der damalige Cheftestpilot berichtete, die MCAS-Software habe im Flugsimulator verrückt gespielt. Er habe die Aufsichtsbehörden über Trainingsanforderungen ausgetrickst, schrieb der Pilot nach Unterlagen. Der Ausschussvorsitzende Roger Wicker hielt dem Boeing-Chef vor, solche Äußerungen offenbarten ein „verstörendes Ausmaß an Lässigkeit und Leichtfertigkeit“. Muilenburg entschuldigte sich auch dafür und versprach völlige Zusammenarbeit mit der Flugaufsicht FAA.