Neue Ermittlungen zu „Prager Fenstersturz“ von 1948

Die Staatsanwaltschaft in Prag hat ihre Ermittlungen zum mysteriösen Tod des damaligen tschechoslowakischen Außenministers Jan Masaryk im März 1948 wiederaufgenommen. Grund seien neue Erkenntnisse, berichtete die Zeitung „Pravo“ (Onlineausgabe).

Archivbild Jan Masaryk aus dem Jahr 1943
AP/Carl Nesensohn

Masaryk war als letzter demokratisch gewählter Minister nach der Machtübernahme der Kommunisten im Amt geblieben. Er wurde tot unter dem Badezimmerfenster seiner Dienstwohnung im zweiten Stock des Außenministeriums aufgefunden.

Zweifel an Ermittlungsfotos

Vor der demokratischen Wende von 1989 sprachen die Behörden offiziell von Selbstmord oder einem unglücklichen Unfall. Nun ist eine bisher unbekannte Amateurtonbandaufnahme aus dem Jahr 1968 aufgetaucht. Darin erhob der Polizist Vilibald Hofmann, der als Erster an Ort und Stelle gewesen war, Zweifel an den bekannten Ermittlungsfotos vom Tatort. „Das ist nicht das ursprüngliche Bild, da ist der Verstorbene bereits zum Fotografieren hergerichtet“, sagte der Zeitzeuge.

Der Fund dürfte der Theorie neuen Nährboden geben, dass Masaryk aus dem Fenster gestoßen und damit ermordet wurde. In Tschechien ist oft vom „dritten Prager Fenstersturz“ die Rede, in Anlehnung an die historischen Fensterstürze von 1419 und 1618. Jan Masaryk war der Sohn des Gründungsvaters und ersten Präsidenten der Tschechoslowakei, Tomas Garrigue Masaryk.